Texte zur Verlegung – Leo Hirsch

Wir erinnern an Leo Hirsch

Text zur Verlegung am 24.11.2016

Franziska Dir, Schülerin des Gymnasiums Thomaeum (Lehrer Dr. Johannes Vossen)

Leo Hirsch wurde am 8. August 1905 als Sohn des jüdischen Metzgermeisters Isidor Hirsch geboren und erreichte am Thomaeum seine Mittlere Reife. 1925 begann er im väterlichen Betrieb mitzuarbeiten. Zusammen mit seinem vier Jahre jüngeren Bruder Paul legte er im Juni 1934 vor der Handwerkskammer Düsseldorf seine Meisterprüfung ab. Daraufhin übernahmen Leo und Paul Hirsch ab 1935 das Geschäft,während sich ihr Vater nur noch um den Viehhandel kümmerte. Die Geschwister erreichten durch ihre soziale Haltung schnell ein hohes Ansehen in Kempen.

Während der Reichspogromnacht, am 10. November 1938, wurden durch Kempener SA-Männer die jüdischen Wohnungen und Geschäfte verwüstet und die Synagoge an der Umstraße in Brand gesteckt. Die jüdischen Männer wurden verhaftet. Der 33-jährige Leo Hirsch hielt sich zu dieser Zeit in Krefeld auf und versteckte sich dann bei der Bauernfamilie Klaps in Schmalbroich. Sein Hausarzt und Nachbar Doktor Edmund Straeten gab an, er habe eine Lungenentzündung, und wies ihn ins Kempener Krankenhaus ein, so dass er der Verhaftung entging.

Nachdem Leos Bruder Paul aus dem  KZ Dachau entlassen worden war, beschäftigten sich die beiden Brüder intensiv mit der Emigration. Ihr Auswanderungsziel war  England, da ihnen dort durch Freunde Arbeit auf einer Farm vermittelt worden war. Am 25. August 1939 erhielten Leo und Paul per Post ihre englischen Einreiseerlaubnisse, und  die Kempener Polizei händigte ihnen ihre Reisepässe aus. Am 1. September 1939, dem Tag, an dem die Deutschen in Polen einmarschierten, reisten die Brüder in die Niederlande, um dort mit Hilfe ihres Freundes Fritz Lambertz die Einreisevisa am britischen Konsulat in Den Haag zu erhalten. Am Morgen des 2. Septembers überquerten sie mit der letzten Fähre von Vlissingen den Kanal, einen Tag, bevor die Navy dort die Kriegshandlungen eröffnete.

Nach Aufenthalten in Internierungslagern in England und Kanada, schwerer Arbeit und eisernem Sparen kauften sich die beiden Brüder in England die Bilham-Farm. Dort verstarb Leo am 26. November 1974.