Deutsche Juden in Kempen während der Schreckensherrschaft der Nazis –

Exemplarischer Auszug aus dem Leben der Juden in der NS-Zeit

Referat von Vibeke Björn, Schülerin des Luise-von-Dueberg-Gymnasiums Kempen,

gehalten anlässlich der ersten Stolpersteinverlegung in Kempen

am 15.12.2015, ergänzend zur Facharbeit in der Q1 (Lehrerin Frau Susanne John)

Inhaltsübersicht:

  1. Die Juden in Kempen vor Hitlers Machtergreifung
  2. Nach der Machtergreifung der Nazis
  3. Die Nürnberger Rassegesetze und ihre Auswirkungen auf Kempen
  4. Die Reichspogromnacht und ihre Folgen
  5. Das weitere Schicksal Kempener Juden
  6. Résumé
  7. Quellen
  1. Die Juden in Kempen vor Hitlers Machtergreifung

In Kempen lebten vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten ca. 65 jüdische Mitbürger. Zum Vergleich: Die Zahl der gesamten Kempener Bevölkerung lag 1933 bei 8444 Einwohnern (www.verwaltungsgeschichte.de/krefeld.html).

Noch in den 20er Jahren lebten die jüdischen Mitbürger Kempens relativ unbehelligt von antisemitischen Ressentiments und Angriffen friedlich neben den anderen Einwohnern der Stadt. Kempen galt als liberaler Ort, in dem die Zentrumspartei regelmäßig hohe Stimmengewinne verbuchte. Es war Juden dennoch kaum möglich, in typisch christlichen Berufsgruppen Fuß zu fassen, so dass sie zumeist Viehhandel betrieben oder Läden führten.

Trotzdem fand vor allem in den Jahren der großen Wirtschaftskrise eine zunehmende Annäherung statt:

So gab die jüdische Metzgerfamilie Hirsch den ärmeren, kinderreichen oder auch den arbeitslosen Menschen, egal ob Christen oder Juden, immer ein bisschen mehr Wurstwaren für das Geld, das sie ihm zahlen konnten. (Hans Kaiser: Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2, S. 309).

Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft zeichnete ihr Verhältnis aus – es war augenscheinlich sogar besser als das zwischen Katholiken und Protestanten. Juden wurden im Glauben als grundverschieden wahrgenommen, und insofern schien ein Zusammenleben möglich, da man sich mit ihnen nicht vergleichen konnte.

Diese Einstellung war in katholischen Gegenden zu der Zeit genauso üblich wie das umgekehrte Phänomen in protestantisch geprägten Städten und Gemeinden

(Hans Kaiser: Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2, S. 308).

  1. Nach der Machtergreifung der Nazis

In den Wahlen am 5. März 1933 stieg die Anzahl der NSDAP-Wähler sprunghaft an. Wichtige Funktionen in Stadtrat und -verwaltung wurden nun mit NS- Parteiangehörigen besetzt. Zu den ersten Anordnungen gehörte beispielsweise das Verbot der Juden, städtischen Grund und Boden anzumieten. Auch kam es schon im ersten Jahr des NS-Regimes zu judenfeindlichen Ausschreitungen in Kempen.

Der nationalsozialistische Einfluss bewirkte jetzt, dass man die Juden argwöhnisch betrachtete. Darüber hinaus herrschte schon recht früh die Angst vor Repressalien vor, wenn herauskäme, dass man bei einem Juden eingekauft hatte oder die Kinder zusammen beim Spielen gesehen wurden.

Bereits am 1. April 1933 wurde ein Boykott gegen alle jüdischen Kaufleute, Ärzte und Rechtsanwälte organisiert. Uniformierte Parteimitglieder (SA und SS) standen vor deren Geschäftsräumen, beklebten die Schaufenster jüdischer Geschäftsleute mit Hetzparolen und wiesen jeden Kunden ab.

Auch die Schwestern Berta und Karoline Berghoff in der Engerstraße 38 wurden nicht verschont: Auf das Schaufenster ihres kleinen Fleischereifachgeschäftes prangten von nun an Plakaten mit Sprüchen wie „Deutsche, wehrt euch – kauft nicht bei Juden!“. Es kamen kaum noch Kunden, und nach den Nürnberger Rassegesetzen (darauf gehe ich gleich noch näher ein) mussten die Schwestern schließlich ihr Geschäft schließen.

Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 sah vor, dass „nichtarische Beamte“ in den zwangsweisen Ruhestand versetzt werden sollten.

Nichtarier seien insbesondere solche, die von jüdischen Eltern oder Großeltern abstammten. Auch in Kempen wurde jetzt ein sogenannter Arier-Nachweis benötigt, der für immer mehr Berufe erforderlich war (Ärzte, Apotheker, Hebammen, Notare etc.).

Selbst ein Darlehen und sogar das Sportabzeichens bekam man nur mit diesem Nachweis. Das war der Beginn einer strukturellen Verarmung aller Juden, auch in Kempen.

Am 29. Juni 1935 hält ein Propagandaredner in der Königsburg am Donkring eine antisemitische Hetzrede, die begeisterten Beifall erhält.

Anmerkung zum Redner: Dabei handelte es sich um Ludwig Münkemeyer, der in der Vergangenheit wegen Nötigung sein Amt als evangelischer Pfarrer aufgeben musste.

Spätestens mit dieser Rede beginnt auch in Kempen eine entsetzliche Hetzjagd auf die jüdischen Mitbürger.

  1. Die Nürnberger Rassegesetze und ihre Auswirkungen auf Kempen

Einen vorläufigen Höhepunkt brachte der am 15. September 1935 stattfindende „Parteitag der Freiheit“ (der NSDAP) in Nürnberg. Durch das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“, Blutschutzgesetz genannt, wurde die Eheschließung zwischen Nichtjuden und Juden verboten. Trotzdem geschlossene Ehen waren nichtig, auch wenn sie zur Umgehung dieses Gesetzes im Ausland geschlossen wurden.

Durch das „Reichsbürgergesetz“ wurden alle nichtarischen Bevölkerungsteile zu Menschen mit eingeschränkten Rechten degradiert. Wer als Jude zu gelten hatte, wurde in der ersten Durchführungsverordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 festgelegt.

Spätestens 1937 beginnen die Kempener Parteimitglieder der NSDAP, mit gezielten Aktionen die jüdischen Metzgereien (Hirsch, Ecke Peterstraße/Hessenwall, heute Kolpinghaus) und Viehhändler zum Aufgeben zu zwingen. (Hans Kaiser, Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2, S. 322ff.)

Schließlich verkauft die Familie Hirsch ihr Haus an einen vertrauenswürdigen Nachbarn, den Möbelhändler Heinrich Renkes. Er gewährt ihnen weiterhin Wohnrecht, was offiziell verboten ist. Für den Beistand, den seine Familie in jener schweren Zeit von ihnen erfahren hat, wird Paul Hirsch den Renkes ein Leben lang dankbar sein.

Im Dezember 1941 bringt die Kempener Polizei auf Anordnung der Gestapo die Eheleute Hirsch und Isidors Schwester Hannchen in das Haus Josefstraße 5 (an der Stelle des heutigen Hauses Heilig-Geist-Straße 21), wo sie mit weiteren acht Juden zusammengepfercht werden.

Am 25. Juli 1942 werden Isidor, seine Ehefrau Johanna und seine Schwester Hannchen nach Theresienstadt deportiert. Am 29. September 1942 wird Hannchen nach Treblinka gebracht und stirbt dort im Gas.

An dieser Stelle möchte ich auf Frau Honig zu sprechen kommen.

Sie setzt sich als letzte lebende jüdische Zeitzeugin aus Kempen sehr für die Aufklärung ein und betreibt eine intensive Jugendarbeit.

In Kempen wurde sie gemieden und menschenverachtend behandelt. Ihr wurde das Schulschwimmen und das Spielen auf den Spielplätzen verboten, und Ihre Eltern entschlossen sich deshalb 1936 zur Emigration in die Niederlande.

Aber auch dort durfte sie kein unbeschwertes Leben führen und musste auch an ihrem neuen Wohnort in ständiger Angst vor den Nazis leben.

1940 besetzt die deutsche Wehrmacht die Niederlande. Ihre Familie (Familie Winter) wird mit anderen in einem „Judenhaus“ zusammengepfercht, und alle mussten den gelben Stern tragen.

Im Juli 1942 setzen von dort die Deportationen in das Vernichtungslager Auschwitz ein. In den nächsten zweieinhalb Jahren wurden sie, ihre Schwester Ruth und ihre Eltern vom niederländischen Widerstand in wechselnden Unterkünften versteckt.

Am 22. November 1944 konnte sie von schottischen Soldaten in dem kleinen niederländischen Dorf Sevenum befreit werden.

  1. Die Reichspogromnacht und ihre Folgen

Am 10. November wurde die Synagoge von einheimischen SA- Angehörigen unter Leitung von SA-Sturmführer Ernst Siepmann verwüstet und mit Hilfe von Brandbeschleunigern in Schutt und Asche gelegt. Danach zog der SA-Trupp begleitet von einer Menschenmenge durch die Stadt, um bei den Juden rücksichtslos zu randalieren, sie aufs Tiefste zu demütigen, sie zu verletzen und ihre Einrichtung zu zerstören.

Das Haus des jüdischen Metzgers Hirsch wird ebenso verwüstet wie das der Schwestern Berghoff.

Am gleichen Tag startet der St. Martinszug von der Mülhauser Straße durch die Stadt, und wie immer werden fröhliche Martinslieder gesungen: „Oh, wat en Freud!“

Zitat: „…Als die Kinder an der Ecke Ellenstraße/Josefstraße (heute: Heiliggeiststraße) vorbeikommen, blicken sie auf das Haus der jüdischen Familie Winter (Foto), das bei der damaligen Straßenführung der Josefstraße ungefähr an der Ecke neben der Bau- und Möbelschreinerei Hoever liegt.

Zu diesem Zeitpunkt wohnen hier nur noch Siegmund Winter und seine Tochter Karola. Die Fensterrahmen sind demoliert, die Sprossen herausgeschlagen; die Familie hat die Fensterhöhlen mit einigen Latten notdürftig „gesichert“.

Ungehindert fällt der Blick in das Wohnzimmer mit der zerschlagenen Lampe; im Hintergrund steht der Wohnzimmerschrank mit seinem zerstörten kleinen Aufsatz. Danach schwenkten die Fackeln am Viehmarkt auf den Donkring ein.“ Zitat aus Hans Kaiser „ Kempen unterm Hakenkreuz“

Artur Winter, Sohn des Viehhändlers Siegmund Winter, Josefstr. 5, studierte nach dem Abitur am Thomaeum (1921) Maschinenbau in München, wo er die Nazis aus nächster Nähe kennenlernte. Der junge Ingenieur wurde überzeugter Marxist, arbeitete ab 1926 an einer Hamburger Werft und ging, arbeitslos geworden, 1931 nach Leningrad. Vom Kommunismus desillusioniert, ließ er sich im schwedischen Lund, dann in Göteborg nieder, von wo er während des Krieges die Korrespondenz der Kempener Juden ins Ausland organisierte und ihre Leidensgeschichte aufschrieb. Artur Winter starb 1994.

Zitat „Als die bunten Fackeln ihren Weg über den Ring nahmen, saßen an der Ecke Hessenring/ Vorster Straße die beiden Kinder der jüdischen Familie Bruch – ein Junge und ein Mädchen – ganz verängstigt hinterm Fenster. Mitziehen durften sie nicht und wahrscheinlich fiel es ihnen schwer zu begreifen, wie die anderen Kempener Kinder ihre fröhlichen St. Martinslieder singen konnten, wo doch dieser Tag so vielen Menschen so viel Schlimmes gebracht hatte.“ Zitat von Helmut Ringforth

1932 heiratete der Viehhändler Rudolf Bruch aus Dülken die bildhübsche Selma, Tochter des wohlhabenden Viehhändlers Albert Goldschmidt in Kempen, Vorster Str. 2 (heute: Café Amberg). Als Rudolf Bruch wegen der Schikanen der Nazis sein Geschäft 1937 aufgeben musste, zog er mit seiner Familie zu den Schwiegereltern an die Vorster Straße. Als am Vormittag des 10. November 1938, der sogenannten Kristallnacht, in Kempen die Synagoge gebrandschatzt wurde und einheimische SA-Leute und Polizisten die jüdischen Wohnungen und Geschäfte verwüsteten, wurde auch im Haus der Familien Bruch und Goldschmidt das Mobiliar demoliert und auf die Straße geworfen. Rudolf Bruch wurde mit den anderen männlichen Juden Kempens in das KZ Dachau gebracht und blieb dort drei Monate. Er kehrte krank zurück.

Seine Frau Selma brachte die Familie mit Näharbeiten durch. Im November 1941 mussten Selma und Rudolf mit sechs anderen Juden das kleine Judenhaus Schulstraße 10 beziehen – zur Vorbereitung auf die Deportation.

Noch im Jahr der Eheschließung Selma und Rudolf Bruchs kam ihr Sohn Herbert zur Welt; zwei Jahre später die hier abgebildete Tochter Ilse. Als sich 1939 der Holocaust abzeichnete, rückte die Rettung der jüdischen Kinder in den Vordergrund. Selma und Rudolf Bruch gelang es, Ilse und Herbert zu Pflegeeltern in die Niederlande zu bringen. Aber 1940 marschierte dort die deutsche Wehrmacht ein.

Herbert gelangte in letzter Minute mit einem Schiff nach England, Ilse aber wurde zurück nach Kempen gebracht und am 10. Dezember 1941, sieben Jahre alt, mit ihren Eltern nach Riga deportiert.

Dort starb ihr kranker Vater Rudolf Bruch bei der Errichtung eines neuen KZ an Entkräftung. Seine Witwe Selma Bruch wurde von der SS damit beschäftigt, die Kleider der Ermordeten zur Verteilung an deutsche Volksgenossen auszubessern – eine Art Lebensversicherung.

Aber am 2. November 1943 wurde die neunjährige Ilse nach Auschwitz gebracht, und ihre Mutter kam freiwillig mit, um ihrer Tochter beizustehen. Beide starben im Gas.

Zitat: „Dann nähern sich die singenden Kinder über die Rabenstraße der Umstraße. Hier steigt noch Rauch aus der Ruine der abgebrannten Synagoge. Vor Linchen Winters Laden liegen immer noch die auf die Straße geworfenen Einrichtungsgegenstände und Lebensmittel: Mehl, Zucker, Einmachgläser. Die Kinder recken die Hälse. Vor der Synagoge stehen noch Kempener Feuerwehrleute, die Brandwache halten – darunter der Kraftfahrer des Feuerwehrautos und spätere Kreis-Oberbrandmeister, der Justizangestellte Franz Palm – und drängen sie: „Singen! Weitergehen!“ “

Zitat Ende, Auszug aus der Homepage min-kempe.de

Als dann am 3. Dezember des Jahres die Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens den Verkauf jüdischer Immobilien erzwang, mussten die jüdischen Bürger Kempens ihre Häuser zu einem nicht von ihnen bestimmten Preis verkaufen und den Erlös auf Sperrkonten einzahlen, über das sie allerdings nicht verfügen durften.

Damit läuteten die Nazis abschließende Maßnahmen zur „Entjudung“ der Wirtschaft ein.

Diese Zwangsmaßnahmen sollten auch als Druckmittel dienen, die Juden zur Auswanderung zu veranlassen, hatten jedoch die Nebenwirkung, dass viele Juden nach der Ausplünderung nicht mehr über die zur Auswanderung notwendigen Mittel verfügten.

Im Herbst 1941 erfolgt die Zusammenziehung der Juden in so genannten Judenhäusern. Aus St. Hubert wird Eva Lambertz, die bei ihrem Bruder Isidor Lambertz und dessen Frau Mathilde, Hindenburgstraße (heute: Hauptstraße) 41, wohnt, in das Haus der Schwestern Berghoff gebracht; am 9. Dezember 1941, dem Tag, an dem ihr Bruder und seine Frau ihre Wohnung zur Deportation nach Riga verlassen müssen.

Am 24. Juli 1942 wurden sämtliche noch in Kempen und St. Hubert verbliebene Juden (außer dem mit einer Arierin verheirateten Max Mendel aus St. Hubert), nach Theresienstadt deportiert. Unter den 16 Juden aus Kempen waren auch die Geschwister Berta (80) und Karoline (77) Berghoff, Engerstraße 38.

Dass die Deportation in das Altersgetto Theresienstadt ging, war in Kempen allgemein bekannt. An der Engerstraße wurden die Schwestern Berghoff zu den anderen auf den Lkw kommandiert. Die begleitenden Polizisten befahlen den beiden alten Frauen, sich auf die Ladefläche zu setzen. Daraufhin brachte die Bauernfamilie Nopper, die von ihrem Hof gegenüber, wo bis vor kurzem der Discounter Kaiser’s untergebracht war, den Vorgang beobachtet hatte, den gebrechlichen Frauen zwei Stühle. Aber die Bewacher wehrten ab: „Runter damit! Die brauchen keine Stühle!“

Als erste der Kempener Deportierten ist am 17. August 1942 Berta Berghoff tot, zwei Tage nach ihrem 81. Geburtstag.

Im Frühherbst 1942 setzen die großen Transporte in die Todeslager ein. Am 29. September wird mit anderen Kempenerinnen Karoline Berghoff nach Treblinka gebracht. Dort sind sie alle umgekommen.

Als Folge der Deportation ging das Haus Engerstraße 38 am 26. November 1942 in das Eigentum des Deutschen Reiches über.

  1. Das weitere Schicksal Kempener Juden

Von den 65 Juden, die es 1931 in Kempen und St. Hubert gegeben hat, sind bis zur Kristallnacht am 10. November 1938 17 emigriert:

Johanna und Fritz Lambertz, Kurfürstenstr. 13, in die Niederlande;

Bruno, Abraham, Therese und Frieda Rath, Vorster Str. 17, in die USA;

Leopold, Betti, Beate, Erna und Alice Servos, Hülser Str. 15, in die USA;

Dr. Karl, seine Frau Bertha und ihre Töchter Mirjam und Ruth Winter, Aldekerker Str. 1, in die Niederlande;

Abraham Rath, Umstr. 35, in die USA,

und die ebenfalls dort wohnhafte Sarchen Rath in die Niederlande…“

(http://www.min-kempe.de/spuren.html)

Einige Kempener Juden emigrierten bis 1938, wie etwa der Viehhändler Leopold Servos mit seiner Familie, dessen Sohn bereits seit 1923 in Amerika lebte und der deshalb 1938 noch dorthin flüchten konnte.

Weitere elf emigrierten bis zum Kriegsausbruch am 1. September 1939:

Sally und Luise, Doris und Erika Rath, Umstraße 8, nach Cambrigde;

Salomon, Elsa, Johanna und Henriette Winter, Ellenstr. 5

Paul und Leo Hirsch, Peterstr. 23, nach England;

Siegfried Servos, Hülser Str. 15, wahrscheinlich in die USA.

Viele aber erlebten doch die immer stärker zunehmenden Diskriminierungen und Restriktionen hilflos und verzweifelt mit.

Kindertransporte bringen 1939 zwei Kinder und eine Jugendliche in die vermeintliche Sicherheit der Niederlande.

Auch die 15jährige Liesel Mendel kann zunächst nach Holland entkommen, wird aber von dort 1943 nach Auschwitz gebracht.

Elsa Winter, am 1. März 1933 als Tochter von Else und Salomon Winter, Ellenstr. 5, geboren, gelangt mit einem Kindertransport 1939 nach England. Sie wurde in den sechziger Jahren in Jerusalem bei einem Palästinenser-Attentat getötet.

Zwei Kempener Jüdinnen verheiraten sich in das Nachbarland, werden aber von dort nach der Besetzung durch die Deutschen in KZs deportiert: Emmy Hirsch, Peterstr. 23 und die gesangbegabte Erna Rath, Ellenstr. 36.

Acht Juden starben während des Dritten Reiches eines natürlichen Todes:

Johanna Berghoff, Engerstr. 38,

Moritz Lambertz, Kurfürstenstr. 13,

Andreas (Adolph) Lambertz, Schulstr. 9;

Isidor Rath, Ellenstr. 36 und seine zweite Ehefrau Julie geb. Wolf;

Else Winter, Ellenstr. 5,

Linchen Winter, Umstr. 12,

Emil Winter, Neustr. 1,

Einer beging Selbstmord kurz vor der Deportation: Leo Goldschmidt, Sohn des Kempener Viehhändlers Albert Goldschmidt.

Elf sind am 11. Dezember 1941 nach Riga deportiert worden (von ihnen kehrte Kurt Mendel zurück): Aus Kempen:

Rudolf, Selma und Ilse Bruch, Vorster Str. 2;

Andreas, Paula und Kurt Mendel, Von-Loe-Str. 14;

Andreas Rath, Umstr. 8;

Bertha Servos, Vorster Str. 2.

Aus St. Hubert:

Isidor Lambertz und seine zweite Frau Mathilde, Hauptstr. 41;

Wilhelmine Mendel, Hauptstr. 39.

16 wurden am 25. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Von ihnen sind mindestens neun weiter nach Treblinka und dann nach Minsk gebracht worden, wo sie umkamen:

Emma, Johanna, Karoline und Magdalena Ajakobi, Josefstr. 7;

Berta und Karoline Berghoff, Engerstr. 38;

Abraham und Helene Goldschmidt, Schulstr. 10;

Johanna und Isidor Hirsch und dessen Schwester Johanna, Peterstr. 23

Nanny und Sally Servos ,Vorster Str. 16;

Helene Simon, Thomasstr. 4 ;

Karola Winter

Aus St. Hubert Isidor Lambertz’ ältere Schwester Eva

 

Der Viehhändler Albert Goldschmidt, der 1909 das Haus des heutigen Café Amberg erwarb, muss zu einem ungeklärten Zeitpunkt nach Auschwitz gekommen sein. Die Schicksale von Johanna geb. Lambertz, Frau des Viehhändlers Albert Goldschmidt, Vorster Str. 2, und von Fritz Servos, sind ungeklärt.

  1. Résumé:

35 der insgesamt 65 Juden, die 1931 in Kempen lebten, wurden Opfer des Holocaust.

 

Quellen:

  • http://www.wissen.de/bildwb/ideologie-im-dritten-reich-die-macht-der-propaganda
  • http://www.min-kempe.de/spuren.html
  • http://www.br.de/radio/bayern2/wissen/radiowissen/geschichte/theresienstadt100.html
  • www.verwaltungsgeschichte.de/krefeld.html
  • www. Judentum-projekt.de/geschichte/nsverfolgung/gesetze/
  • www.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Juden_in_ Hamburg
  • www.verwaltungsgeschichte.de/mohrungen.html
  • Hans Kaiser: Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2
  • *Ich war Hitlerjunge Salomon; Sally Perel; Bastei-Lübbe
  • *Die Kinder aus Theresienstadt; Kathy Kacer; Ravensburger Verlag
  • Judith und Lisa; E. Reuter, A. Becker; Ellermann Verlag
  • Geschichtliche Weltkunde; Band 3; Wolfgang Hub etc; Diesterweg Verlag
  • Unterlagen des Archivs Theresienstadt