Wir erinnern an Heinrich Wolff
Text zur Verlegung am 24.11.2016
Leon Ahrens, Schüler des Gymnasiums Thomaeum (Lehrer Dr. Johannes Vossen)
Heinrich Wolff, geboren am 3. Januar 1887 in Krefeld und verheiratet mit Elisabeth, geborene Schlünkes, war einer derjenigen Kempener, die ums Leben kamen, weil sie das NS-Regime ablehnten.
Heinrich Wolff war selbstständiger Friseurmeister. Seine Gestapo-Akte ist offensichtlich vernichtet worden. So muss man sich bei Zeitzeugen erkundigen, um zu erfahren, warum er vermutlich am 8. August 1944 verhaftet worden ist.
Aus seiner Ablehnung gegenüber dem NS-Regime machte er keinen Hehl, auch, weil sein Sohn 1941 in Russland gefallen war. In den Gesprächen mit seinen Kunden machte er oft unvorsichtige Äußerungen. So wurde er in den Polizeiakten und von NS-Dienststellen als Gegner des Nationalsozialismus geführt. Schließlich war Heinrich Wolff schon zweimal wegen bissiger Bemerkungen verhaftet worden. Die entscheidende Denunziation kam dann von Auswärtigen.
Vom Frühjahr bis September 1944 lag ein Kommando des Landesschützenbataillons 254 in der Stadt. Das war einer jener Verbände, die man in der Endphase des Krieges auch in Kempen aus älteren Männern zusammenstellte. Das Kommando setzte die gemusterten Soldaten zu ihren Einheiten in Marsch.
Anfang August 1944 kamen zwei Unteroffiziere dieser Einheit in Wolffs Friseursalon an der Petersstraße 3. Nach Vorschrift hoben sie beim Eintreten militärisch stramm die rechte Hand zum Deutschen Gruß. Worauf Wolf mit der spöttischen Bemerkung reagierte: „Heben Sie doch beide Hände hoch, dann ist der Krieg aus!“ Dann deutete er auf die Metallorden, die einer der beiden Soldaten auf der Brust trug, und forderte ihn auf: „Den Klempnerladen da kannste verkaufen!“ Daraufhin zeigte der Soldat Wolff an, weil er sich in seiner Soldatenehre angegriffen fühlte und somit persönlich beleidigt. Für die Behörde hatte Wolff Wehrkraftzersetzung begangen. Das reichte aus, um ihn zunächst im Anrather Zuchthaus festzusetzen. Von dort wurde er ins Arnsberger Gerichtsgefängnis gebracht, wo ihm der Prozess gemacht werden sollte.
Dort starb Heinrich Wolff am 9. Februar 1945 bei einem Fliegerangriff durch Bombentreffer.