Theodor Schlagermann
Wir erinnern an Theodor Schlagermann
Geboren: 14.12.1856 in Kempen-St.Hubert
Gestorben: 12.6.1966 in Kempen
Opfergruppe: Politisch Verfolgte
Verlegeort: Oedter Straße 82
Verlegedatum: 9.6.2022
Patenschaft: SPD Kempen
Theodor Schlagermann
Foto: Landesarchiv NRW
Wir gedenken des Buchdruckers Theodor Schlagermann, der als Sozialdemokrat gegen die Nazis Widerstand leistete und deshalb ins Zuchthaus kam.
30. Januar 1933: In Berlin wird Adolf Hitler vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Sofort machen die Nationalsozialisten sich daran, in ganz Deutschland wichtige Positionen in Politik und Verwaltung zu besetzen. Nach außen hin geben die Nazis vor, dem Vaterland, das durch die Niederlage des Ersten Weltkrieges und die Weltwirtschaftskrise daniederliegt, wieder zu seiner alten Größe zu verhelfen. In ihrer überwiegenden Mehrheit erliegen die Deutschen dem Taumel einer „nationalen Revolution“. Jeder fünfte Kempener gehört am 10. August 1933 der NSDAP an oder einer ihrer Gliederungen. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung leistet Widerstand.
Die SPD, die bisher die Weimarer Republik hauptsächlich gestützt hat, wird im Juni 1933 verboten. Anfang 1934 geht eine Gruppe Kempener Sozialdemokraten in den Widerstand. Heimlich verteilen sie Zeitschriften, die von emigrierten Genossen im Ausland hergestellt werden. Der Erlös kommt verfolgten und emigrierten SPD-Funktionären zugute.
Vor allem der Drucker Theodor Schlagermann wirkt im Untergrund. 1899 in St. Hubert als Sohn eines Briefträgers geboren, hat er in Hüls eine Lehre zum Schriftsetzer durchlaufen und arbeitet bei der Druckerei Wefers in Kempen. 1929 tritt er der SPD bei und wird in Kempen bald eines ihrer führenden Mitglieder. Hier wirkt er als Gewerkschaftsfunktionär. Seit Anfang 1933 ist er Ortsvorsitzender der SPD. Zu dieser Zeit wohnt er in Kamperlings Nr. 5.
Als seine Partei 1933 von den Nationalsozialisten verboten wird, nimmt Schlagermann Verbindung zum Netz der früheren SPD-Funktionäre auf, das sich jetzt in den Niederlanden gebildet hat. Mehrfach nimmt er dort heimlich an Treffen teil. Einige Male leitet er Berichte über Vorfälle im nationalsozialistischen Deutschland nach Venlo weiter, damit sie in den Untergrund-Zeitschriften veröffentlicht werden können. Er wird denunziert, am 24. Juni 1935 verhaftet und 1936 vom Volksgerichtshof Berlin zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt.
Schlagermann verbüßt die Strafe in den Strafanstalten Duisburg und Remscheid-Lüttringhausen. Schließlich werden ihm die letzten drei Monate Haft erlassen. Grund ist ein Gnadengesuch, das der Kempener gestellt hat. Hier stellt er ganz offen fest: „Ich will Ihnen nicht vormachen, dass ich während meiner Haftzeit Nationalsozialist geworden sei…“ und führt als Antragsgrund an, dass er arbeiten wolle, damit seine Frau und sein Kind nicht von der Wohlfahrtsunterstützung leben müssten. In Kempen arbeitet er in der Thomasdruckerei bei dem nazikritischen Verleger Karl Wilhelm Engels. Dreimal in der Woche muss er sich bei der Polizei melden.
Nach dem Krieg hat Theodor Schlagermann als Kommunalpolitiker mit seiner ganzen Kraft am Wiederaufbau mitgearbeitet. Bis zu seinem Tode am 12. Juni 1966 ist er Sprecher der SPD-Fraktion im Kempener Stadtrat und Ortsvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt gewesen. Er hat die SPD auch im Kreistag vertreten und war als engagiertes Gewerkschaftsmitglied Obmann der IG Druck und Papier. In Kempen hat man am 13. Juli 1989 eine Straße nach ihm genannt.