Max Mendel

Die Denunziation und Ermordung Max Mendels

Einer der letzten Juden, die 1942 noch im Landkreis Kempen-Krefeld leben, ist der Metzgermeister und Viehhändler Max Mendel, wohnhaft in St. Hubert, Königstraße 12. 1937 hat er seinen Beruf aufgeben müssen, da er Jude ist. Max Mendel ist im April 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ums Leben gekommen – wahrscheinlich in der Gaskammer. Die Ereignisse und Zusammenhänge, die zu seiner Verhaftung und Ermordung führten, sind vielschichtig. Entsprechend differenziert müssen sie dargestellt werden.

 

Die Vorgeschichte: Geschäftlicher Erfolg, privates Glück

Max Mendel wurde am 5. Februar 1894 in St. Hubert geboren, wo er auch die Volksschule besuchte. Bei einem Metzger in Hanover absolvierte er eine dreijährige Lehre, arbeitete dann als Metzgergeselle in Koblenz und Krefeld.[1] 1912 trat er in das Geschäft seines Vaters ein. Vier Jahre lang machte er als Soldat den Ersten Weltkrieg mit, verlor am 17. August 1916 in der Schlacht an der Somme durch einen Granatsplitter den Mittelhandknochen und den Mittelfinger der rechten Hand. Dafür bekam er das schwarze Verwundetenabzeichen. Im Juli 1934 gehörte er zu den Weltkriegsteilnehmern, denen der Reichspräsident Hindenburg das Ehrenkreuz für Frontkämpfer verlieh; Hindenburg hatte gegen Hitler durchgesetzt, dass auch Juden es bekamen. Bald ging in St. Hubert das Gerücht um, Mendel sei Träger des Eisernen Kreuzes. Das ist gelegentlich auch publiziert worden.

Nach dem Ende des Weltkrieges betreibt Max Mendel in seinem Geburtsort ein Viehhandelsgeschäft.[2] Mit einem Motorrad besucht er seine Kunden. Die Ausweitung des Betriebes führt zur Anschaffung eines PKW. Ein Tierpfleger wird eingestellt, der das zum Verkauf stehende Mastvieh betreut. Am 14. September 1934 heiratet Max Mendel, 40 Jahre alt, die 24 Jahre alte Maria Koenen aus Nieukerk. Sie ist katholisch, keine Jüdin. Die Hochzeit findet in aller Stille statt; nicht am Wohnort eines der beiden Eheleute, sondern in Krefeld-Uerdingen. Man muss ja vermeiden, die örtlichen NS-Machthaber zu provozieren, die mittlerweile das Sagen haben. Aber ihren Wohnsitz schlagen die Mendels in St. Hubert auf. Sechs Kinder gehen aus ihrer offensichtlich glücklichen Ehe hervor. Zur Hilfe im Haushalt kann man sich ein Dienstmädchen leisten. Eigentlich steht Max Mendel jetzt auf dem Höhepunkt seines Lebens.

 

Die Wende: Enteignung und Entmündigung

Wenn da nicht die Nationalsozialisten wären. Schon vor der Verheiratung greift der aggressive Nazi-Rassismus in das Leben des jungen Paares ein. Max Mendel ist noch mit Maria Koenen verlobt, sein Bruder Siegfried ist mit Maria Koenens Schwester Paula befreundet. Die Mendel-Brüder haben enge geschäftliche Beziehungen zur Fleischwarenfabrik Kleinbongartz in Aldekerk, dort haben sie die aus Nieukerk stammenden Schwestern kennengelernt. Für die Nazis vor Ort ist die christlich-deutsche Freundschaft ein Skandal. Im Frühjahr 1933, wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem von der NSDAP-Führungsspitze angeordneten Judenboykott vom 1. bis 3. April,[3] werden die beiden Mädchen vom SA-Mob durch die Straßen Nieukerks getrieben, mit dem umgehängten Schild: Ich bin am Ort das größte Schwein/ und lass`mich nur mit Juden ein.[4]

Maria hält trotzdem zu ihrem Max. In St. Hubert, wo das junge Paar sich nach der Heirat niederlässt, gibt es zunächst keine Probleme, die Familie Mendel ist angesehen im Ort. Aber die rasch einsetzende, vom NS-Staat betriebene Diffamierung tut auch hier bald ihre Wirkung. Drei Jahre nach der Machtergreifung liegt Max Mendels Geschäft darnieder. Einnahmen hat er keine mehr, Steuern zahlen muss er trotzdem. Bald ist er er damit im Rückstand, und Bürgermeister Josef Greven, der führende Nationalsozialist im Ort, pfändet ihm seine letzten sechs Schweine, die im Stall zur Mast stehen. Greven betreibt eine Gastwirtschaft, und seine Steuerschuld ist noch größer als die des Viehhändlers. Aber ihm wird sie vom Gemeinderat erlassen.[5] Ende August 1938 entzieht der Kempener Landrat ihm den Gewerbeschein als Viehhändler. Zwei Monate später, am frühen Nachmittag des 10. November 1938, stürmen SA-Männer unter Anführung des Kempener Hauptwachtmeisters Ludwig Oberdieck im Zuge der „Kristallnacht“ die Mendelsche Wohnung in St. Hubert, Königsstr. 12. Sie zerschlagen Fensterscheiben, Möbel und Bilder, „beschlagnahmen“ Max Mendels Motorrad, lassen sein Auto mitgehen. Auf die Kinder, die in ihren Betten liegen, ergießen sich die Splitter des zerbrochenen Glases.[6] Das alles hätte einen anderen zerbrochen, ihn mit dem Schicksal hadern lassen. Nicht Max Mendel. Im Gedächtnis der Zeitzeugen lebt er fort als „freundlicher Mann, der viel Humor besaß.“[7]

Max Mendels jüngerer Bruder Siegfried, 1907 geboren, ist im Oktober 1938 nach Belgien emigriert. Vor der Wehrmacht, die das Land besetzt, flieht er 1940 nach Südfrankreich. Dort wird er verhaftet und nach Auschwitz gebracht, wo er 1943 stirbt. Max Mendels ältere Schwester Wilhelmine, genannt Minchen, Jahrgang 1891, wird am 11. Dezember 1941 nach Riga deportiert. Weil sie krank ist und nicht arbeiten kann, wird sie dort 1942 mit Gas ermordet. Max Mendel wird nicht deportiert; noch nicht. Dem nationalsozialistischen Sprachgebrauch zufolge lebt er in einer Ehe mit einer arischen Frau, und beider Kinder werden nichtjüdisch erzogen. Für das Rassen-Raster der Nazis handelt es um eine privilegierte Mischehe. Deshalb wird seine Familie nicht wie die der anderen Kempener Juden im November/Dezember 1941 in ein sogenanntes Judenhaus gezwungen, und er darf auch, nachdem die anderen Kempener Juden bereits deportiert worden sind, in seinem Wohnort bleiben.[8]

 

Anfeindungen

Als privilegiertem Juden, als dekoriertem Weltkriegsteilnehmer stehen Max Mendel Wohnrecht und Lebensmittelkarten zu. Aber auch in St. Hubert hat sich seit 1933 die Atmosphäre geändert, und offener Antisemitismus macht sich breit. Wie diese rassistisch aufgeheizte Stimmung zur Denunziation, zur Verhaftung Max Mendels führte, ist ein komplexer, sich stufenweise verschärfender Vorgang, den wir im Folgenden Schritt für Schritt nachzeichnen müssen. Er zeigt beispielhaft, mit welchem bürokratischen Aufwand das Terrorsystem des NS-Staates funktionierte.

Am 20. Dezember 1938 erklärt der Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung, es sei anzustreben, alle arbeitslosen und einsatzfähigen Juden beschleunigt zu beschäftigen. Damit soll die Freistellung deutscher Arbeitskräfte […] für vordringliche, staatspolitische Vorhaben – gemeint ist die Rüstung – gefördert werden.[9] Am 30. August 1940 erhält Max Mendel ein Arbeitsbuch, und das Kempener Arbeitsamt vermittelt ihn an die Tiefbaufirma Horrix in Krefeld, Oppumer Straße 145. Eine Schikane, denn dem Arbeitsamt liegt ein Attest des Kreisgesundheitsamtes vor, wonach Mendel aufgrund seiner Kriegsverletzung für Erd- und Tiefbauarbeiten nicht zu verwenden ist. Noch am selben Tag schickt Horrix ihn mit der Bemerkung zurück, man brauche Leute mit gesunden Knochen.[10]

Seit dem 4. März 1941 ist vorgeschrieben, dass jeder arbeitsfähige Jude Zwangsarbeit leisten muss.[11] Arbeitsfähig ist Max Mendel wegen seiner Kriegsverletzung nur bedingt, man hat ihm amtlich 30% Behinderung bescheinigt. Ab dem 24. Juli 1941 weist das Krefelder Arbeitsamt den St. Huberter als Hilfsarbeiter der Krefelder Papiersackfabrik Josef Scheuring, Ritterstraße 189, zu. Hier verrichtet er leichtere Arbeiten wie Säckesortieren. Sein Verdienst ist mit 55 Pfennig die Stunde lächerlich niedrig, auch fühlt er sich als Jude schikaniert. Nach einer Woche zieht er sich eine Blutvergiftung zu, legt ein ärztliches Attest vor. Aber er hat die Schikanen satt, bleibt erstmal zu Hause. Das Krefelder Arbeitsamt verwarnt ihn am 8. und am 25. August 1941 wegen Fernbleibens von der Arbeit, er geht wieder in die Sackfabrik. Im Oktober spricht er beim Arbeitsamt in Krefeld vor, bittet um eine andere Stelle. Das müsse er schriftlich beantragen, bescheidet man ihn. Er stellt keinen Antrag. Seine Frau Maria ist krank, sie muss fünf Kinder versorgen, ein sechstes ist unterwegs. Sie bittet ihn, zu Hause zu bleiben, ihr zu helfen. Das tut er dann auch – seit dem 9. Oktober. Schließlich – wem fallen sie denn zur Last? Von jüdischen Verwandten werden sie regelmäßig finanziell unterstützt. Seine Tante, die Witwe Rosalie Mendel,[12] lässt der Familie seit 1940 monatlich 30-50 Reichsmark zukommen. Abends steht er vor seiner Haustür und schaut die Menschen an, die von ihrer Arbeit zurückkommen. Er schaut sie einfach an.

Es gibt einige Veröffentlichungen über Max Mendel, und in allen herrscht eine gewisse Verlegenheit darüber, das er das getan haben soll: Die Nachbarn, die von ihrer kriegswichtigen Arbeit nach Hause kamen, einfach angeschaut. Aber das ist das Mindeste, was man von ihm erwarten konnte; angesichts dessen, was man ihm und seiner Familie angetan hatte. Was haben die Juden damals alles mit sich machen lassen! Wie die Schafe ließen sie sich zur Schlachtbank treiben. Max Mendel tat das nicht. Er wollte sich einen Rest Würde bewahren. Er hatte keine Lust mehr, den Sklaven für die Herrenrasse zu machen. Jahrzehnte lang war er als selbstständiger Gewerbetreibender erfolgreich gewesen. Er muss es als demütigend empfunden haben, nun als Hilfsarbeiter herumkommandiert zu werden. Dazu kommen die Eindrücke der rassistischen Verfolgung durch die Nazis. Am 17. Dezember 1940 ist sein Elternhaus in St. Hubert, Hindenburgstraße (heute: Hauptstraße) 39 mit umfangreichem Grundbesitz zum Spottpreis von 8790 Reichsmark an die Siedlungsgesellschaft Das Rheinische Heim übergegangen. Seine ältere, schwer kranke Schwester Wilhelmine hat das Haus verlassen müssen und ist beim Landwirt Matthias Hormes, Schauteshütte 13, untergekommen. Bald wird sie deportiert und ermordet werden.

Viele in St. Hubert haben das damals nicht verstanden, dass Max Mendel keine Zwangsarbeit leistete, sich nicht zu Hause versteckte, sondern auf der Straße den Nachbarn in die Augen sah. Acht Jahre rassistischer Propganda haben aus dem Mitbürger und Nachbarn einen Ausgegrenzten gemacht. Man nimmt ihn nicht mehr als Mitmenschen wahr, sondern als den Juden. Man sucht einen Anlass, ihm eins auszuwischen – und findet ihn in einer scheinbar ungesetzlichen Handlung. Seit dem 19. September 1941 ist den Juden im Normalfall das Tragen des Judensterns vorgeschrieben. Ende September 1942 erfährt das Kempener Arbeitsamt – von wem, ist nicht ganz klar – dass der Jude M. auch ohne Davidsstern hier herum läuft.[13] Aber die Denunzianten täuschen sich. Max Mendel lebt in einer privilegierten Mischehe mit einer arischen Frau und nicht-jüdisch erzogenen Kindern. Zum Tragen des diskriminierenden gelben Sterns ist er gar nicht verpflichtet.

Bleibt die angebliche Verweigerung der Arbeit. Angerte Lü-e mödde ok wirke! sagt eine Nachbarin zu Josefa Ortens, der Mutter des späteren Pfarrers Hermann-Josef Ortens.[14] In den Augen einiger antisemitisch eingestellter Nachbarn in St. Hubert entspringt das Verweigern der Zwangsarbeit jüdischer Arbeitsscheu. Während die deutschen Volksgenossen pflichtbewusst zur Arbeit gehen, steht Max Mendel vor aller Augen nichts tuend vor seiner Haustür. Das ist doch eine Frechheit, oder?

St. Huberts NS-Ortsgruppe fürchtet um ihr Renommeé, vor allem aber um das Ansehen des nationalsozialistischen Staates. Um keinen Preis darf der Eindruck entstehen, der Jude könnte machen, was er wollte. Die braunen Ortsgrößen treffen sich, um über diese Provokation zu beraten. Nun bekommt Max Mendel doch Angst. Eines Nachts im Frühjahr 1942 bittet er einen Nachbarn, der zehn Häuser weiter wohnt, den Bäckermeister Josef Pasch, ihn zu verstecken: Die führenden Nazis (Base) seien hinter ihm her. Pasch quartiert ihn im leer stehenden Zimmer seines Lehrjungen Hein Wolters ein, den man zur Wehrmacht eingezogen hat. Dann kommt Hilfe von unerwarteter Seite: vom einflussreichsten Nationalsozialisten in St. Hubert, von Heinrich Ruland, vom Oktober 1940 bis zum April 1942 als Ortsgruppenleiter überliefert.[15] Ruland ist ein gläubiger Katholik, der ungeachtet aller Gefahren für seine Kirche eintritt.[16] Einige Tage, nachdem Max Mendel bei Pasch Aufnahme gefunden hat, klopft er dort nachts an die Tür und warnt den Bäckermeister (im Folgenden von seinem Sohn Josef aus der Erinnerung überliefert): Jupp, mach kein Licht an. Ich bin es, Heinrich Ruland. Ich komme gerade von einer Parteiversammlung. Die Burschen wissen oder ahnen zumindest, dass du den Max bei dir versteckt hältst! Sieh zu, dass du den irgendwo anders unterbringst. Wenn die eine Hausdurchsuchung bei dir machen und den Max finden, dann kann ich nichts mehr für dich tun, dann bist du geliefert und deine Familie auch![17] Wohl gemerkt: Rulands Sorge gilt nicht dem jüdischen Max Mendel, sondern dem arischen Mitbürger Josef Pasch, dem bewussten Katholiken, wie er selbst einer ist. Max Mendel findet nun Unterschlupf beim Obstbauern Tilman Peters, bis die akute Gefährdung vorbei ist und er wieder nach Hause kann.[18] Aber täglich rechnet er mit seiner Verhaftung. Er und seine Frau schlafen jetzt nachts angezogen.[19]

 

Der Weg ins KZ

Von wem auch immer sie gekommen ist: Die Mitteilung an das Kempener Arbeitsamt im September 1941, in dem Max Mendel des Verstoßes gegen das Tragen des Judensterns bezichtigt wird, ist im Original nicht erhalten. Aber sie löst eine Lawine aus. Denn mit ihr werden die Behörden des Dritten Reiches eingeschaltet, wird der Weg ins KZ programmiert. Seine Trittsteine lassen sich an den behördlichen Schriftstücken ablesen, die in Max Mendels Gestapoakte enthalten sind.[20]

 

Œ 21. September 1942. Ernst Sipmann, Inspektor am Kempener Arbeitsamt, bittet den Kempener Landrat Jakob Odenthal, den Fall Max Mendel wegen Vernachlässigung seiner Arbeit zu überprüfen. Sipmann, urprünglich ein kleiner Landwirt aus Solingen, ist fanatischer Nationalsozialist und Karrierist. Seine Karriere im Staatsdienst hat er seinem Status als alter Kämpfer zu verdanken. Er ist erst seit 1937 in Kempen, aber seit dem 20. Oktober 1938 ist er dort schon Sturmführer des örtlichen SA-Sturms 21. In dieser Funktion hat er am 10. November im Laufe der Pogromnacht die Ausschreitungen gegen die Juden durchgeführt.[21] Sipmann hat offensichtlich Erkundigungen eingezogen. Er zählt nämlich die wichtigsten Fakten aus Max Mendels beruflicher Tätigkeit und seinem Arbeitseinsatz auf und beschreibt seinen Status als privilegierter Jude. Zum Schluss erwähnt er die oben beschriebene Denunziation aus St. Hubert, dass der Jude Mendel auch ohne Davidsstern hier herumläuft. Sie hat wohl erst Sipmanns Schreiben veranlasst, denn zuständig ist in diesem Fall, da Mendel in Krefeld vermittelt wurde, das Krefelder Arbeitsamt. Sipmann handelt also aus Eigeninitiative. Für den überzeugten Antisemiten ist klar, was mit Max Mendel geschehen soll: Der Landrat solle, wenn die Überprüfung zu dessen Ungunsten ausfällt, evtl. die Evakuierung des Juden Mendel veranlassen. Evakuierung? So nennt man damals die Deportation in ein Getto oder KZ. in einem der besetzten Länder Osteuropas.

Am nächsten Tag liegt das Schreiben auf dem Tisch des Landrats. Der gibt es zuständigkeitshalber an seinen Verbindungsmann zur Gestapo weiter, den Regierungsoberinspektor Alexander Bürger.[22] Bürger wiederum schickt es kommentarlos mit der Bitte um weitere Verfügung an die Gestapo Düsseldorf. Nach dem Krieg wird er Eidesstattliche Erklärungen von Zeitzeugen beibringen, wonach er die Verfolgung der Juden scharf verurteilt habe.

Die Gestapo Düsseldorf hat Sipmanns Anzeige am 1. Oktober 1942 erhalten und fordert ihre Außenstelle Krefeld zur Berichterstattung auf. Wenn es zutreffe, dass der Jude Mendel die ihm zugewiesene Arbeit nicht verrichtet habe, sei er festzunehmen und gemäß den einschlägigen Richtlinien für acht Wochen einem Arbeitserziehungslager zuzuführen.

Also Einweisung in ein Arbeitserziehungslager! Das war eine Einrichtung, die man nicht mit einem Konzentrationslager verwechseln darf. Wäre der Vorschlag der Düsseldorfer Gestapo umgesetzt worden, wäre der St. Huberter wahrscheinlich in das Erziehungslager für Arbeitsbummelanten und renitente Elemente Hunswinkel in Verse bei Lüdenscheid gekommen. Das war im August 1940 für den Bereich des Wehrkreises VI eingerichtet worden; auf Inititative des Essener Bauunternehmens Hochtief, das auf diese Weise seine Arbeiter beim Bau der Versetalsperre bei Lüdenscheid besser disziplinieren wollte. Das Unternehmen hatte vor, Aufsässigkeiten der Arbeiter bei der Knochenarbeit in den Steinbrüchen zu bekämpfen. In Hunswinkel war der Aufenthalt in der Regel auf sechs Wochen befristet, konnte in besonderen Fällen auch acht Wochen betragen.[23] Die Einweisung in ein solches Lager hätte Max Mendel möglicherweise überlebt.

Es sollte anders kommen. Die Krefelder Gestapo wendet sich am 3. November 1942 telefonisch an den Leiter der Kempener Polizei, den Revierleutnant Walter Rummler. Dabei muss die Anweisung ergangen sein, Mendel sei zunächst zu verhaften. So etwas kann die Gestapo verfügen, weil sie seit 1936 der Überwachung durch die Justiz entzogen ist.[24] Rummler muss umgehend reagiert haben. Alles spricht dafür, dass er noch am 3. November Max Mendel ausrichten ließ, er möge sich am nächsten Tag auf der Kempener Polizeiwache an der Engerstraße einfinden.[25] Wie auch immer: Am 4. November 1942, vormittags um elf Uhr, wird der St. Huberter dort festgenommen.[26] Er wird zunächst ins Kempener Polizeigefängnis an der Umstraße gebracht, dann nach Anrath ins Zuchthaus.

Der Anruf der Krefelder Gestapo enthält eine zweite Anweisung. Um zu entscheiden, was weiter mit dem Feszunehmenden geschehe, soll Rummler den Sachverhalt überprüfen und Bericht erstatten. Der Leutnant Rummler, ehedem der SPD nahe stehend, ist ein pflichtgetreuer preußischer Beamter.[27] In einigen Fällen hat er sich erfolgreich bemüht, Schlimmeres zu verhüten.[28] Er zeigt das zwiespältige Verhalten, das in jener Zeit für die meisten Beamten kennzeichnend ist: Die Terrormaßnahmen des NS-Staates lehnt er insgeheim ab, führt sie aber im konkreten Fall pflichtgetreu durch.

 

 4. November 1942. Unter dem Briefkopf Der Amtsbürgermeister als Ortspolizeibehörde erstattet Rummler der Krefelder Gestapo einen ausführlichen Bericht. Dessen Kernpassage lautet: Bei der starken Inanspruchnahme der deutschen Bevölkerung hinsichtlich des Arbeitseinsatzes hat die dauernde Bummelei des Mendel begreiflicherweise seit langem unter der Bevölkerung der Gemeinde St. Hubert eine grosse Mißstimmung hervorgerufen. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP. in St. Hubert teilte mir auf Anfrage mit, dass Mendel mit offensichtlicher Frechheit häufig nichtstuend vor seiner Haustür gestanden habe, während deutsche Volksgenossen von und zur Arbeit gingen und die Bürgerschaft deshalb insbesondere darüber ungehalten war, weil ihm als dem Ehemann einer arischen Frau dieselben Rechte hinsichtlich der Zuteilung bezugsbeschränkter Waren zustanden, wie dem Normalverbraucher. Die entscheidende Schlussbemerkung des Kempener Polizeichefs, wie es denn nun mit Max Mendel weitergehen soll, ist ebenso doppeldeutig wie sein ganzes Verhalten. Zunächst schließt er sich dem Vorschlag der Düsseldorfer Gestapo an (Ich halte die Unterbringung des Mendel in einem Arbeitserziehungslager für dringend erforderlich…), stößt dann aber in einem Nachsatz eine Entwicklung zum Schlimmeren an: …bin aber der Auffassung, dass bei der notorischen Faulheit des Mendel die Dauer von 8 Wochen kaum eine nachhaltige erzieherische Wirkung ausüben wird. Eine verhängnisvolle Vorgabe für den Verfasser des nächsten, des entscheidenden Briefes.

 

Ž 15. November 1942. Der Leiter der Krefelder Gestapo-Dienststelle, der Kriminalkommissar und SS-Obersturmführer Ludwig Jung,[29] schlägt der Staatspolizeileitstelle Düsseldorf vor, was nun weiter geschehen soll. Nicht in ein Arbeitserziehungslager solle Max Mendel gebracht werden, verlangt Jung, sondern in ein Konzentrationslager der Stufe III.[30] Die Einweisung in ein KZ wird mit dem besonderen Hinweis begründet, Mendel habe mit seinem Gesamtverhalten den Unwillen der Bevölkerung hervorgerufen. Jungs Text ist ein Beispiel wüster antisemitischer Hetze: Bei Mendel handelt es sich um einen Arbeitsbummelanten übelster Sorte, führt er aus, der zudem mit echt jüdischen Verdrehungen seine Faulheit zu entschuldigen versucht.

 

 13. Januar 1943. Die Entscheidung ist gefallen. Das Reichssicherheitshauptamt in Berlin befiehlt Schutzhaft. Diese Form der Inhaftierung, die ursprünglich der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit diente, ist von den Nazis zu einem Instrument der Ausschaltung unliebsamer Personen ausgebaut worden.[31] Nicht in ein KZ der mörderischen Stufe III soll Max Mendel gebracht werden, aber in eines der Stufe II für schwer belastete, jedoch noch erziehungs- und besserungsfähige Schutzhäftlinge. Begründung: Mendel habe Arbeitssabotage betrieben, und er habe durch herausforderndes Benehmen in der Öffentlichkeit zu erkennen gegeben, dass er nicht gewillt ist, sich die von ihm als Juden zu fordernde Zurückhaltung aufzuerlegen. In diesem Fall ordnet das Reichssicherheitshauptamt an, den Schutzhäftling in das KL. Auschwitz einzuweisen.[32]

Max Mendels Familie hatte von all dem keine Ahnung. Am 4. November 1942 war er vom Kempener Polizeirevier nicht mehr zurückgekommen. Auf der Kempener Wache, wo seine Frau in ihrer Angst nachfragte, teilte man ihr zunächst mit, dass er vorläufig nicht zurückkommen werde, und schickte sie fort. Dann wurde er ins Anrather Zuchthaus verbracht. Hier besuchte ihn Maria Mendel zwischen dem 23. November 1942 und dem 5. Februar 1943 siebenmal, mit dem Fahrrad von St. Hubert kommend. Am 4. Januar 1943, morgens um halb fünf, wurde beider Sohn Walter geboren. Zwei Tage später verfrachtete die Mutter das Baby auf den Gepäckträger ihres Fahrrads und strampelte mit ihm nach Anrath, um es dem Vater zeigen.[33]

Am 6. Februar 1943 wurde Max Mendel aus Anrath deportiert und in einen Sammeltransport eingefügt. Nach siebentägiger Bahnfahrt traf er am 13. Februar 1943 in Auschwitz ein, wo er am 16. April 1943 umkam.[34] Die Nachricht darüber teilte Jakob Goertsches, Hilfspolizeibeamter bei der Stadt Kempen, Max Mendels Frau Maria im Mai 1943 mündlich mit.[35] Dabei bezog er sich auf ein amtliches Schreiben, das die Krefelder Gestapo aus Auschwitz empfangen hatte: Max Mendel sei im KZ an Herzversagen verstorben; die in St. Hubert lebende Ehefrau sei zu verständigen, dass die Leiche auf dem Urnenfriedhof in Auschwitz beigesetzt sei. In Wirklichkeit war nur noch anonyme Asche übrig, inmitten der Asche-Reste unzähliger anderer, verscharrt auf dem KZ-Gelände in Auschwitz.[36]

 

Schlussbemerkung

Arbeitsamtsinspektor Ernst Sipmann, Revierleutnant Walter Rummler, der Krefelder Gestapo-Chef Ludwig Jung …. die Akteure, die dazu beitrugen, dass Max Mendel ins KZ kam, sind aus den Akten namentlich zu erschließen. Nur einer nicht: Der St. Huberter Ortsgruppenleiter. Aus dem Betreff des Schreibens von Polizeileutnant Rummler vom 4. November 1942 geht hervor, dass die Krefelder Gestapo den Leiter der Kempener Polizei am Vortag telefonisch zur Berichterstattung über Max Mendel aufgefordert hatte.[37] Offensichtlich als Reaktion darauf holte Rummler beim St. Huberter Ortsgruppenleiter Informationen ein. Der berichtete ihm von Max Mendels offensichtlicher Frechheit. Die habe in der Bevölkerung eine grosse Mißstimmung hervorgerufen.[38] Das muss am 3. oder 4. November 1942 geschehen sein. Wer war Anfang November 1942 Ortsgruppenleiter in St. Hubert? In Rummlers Schreiben wird, wie damals üblich, ein Name nicht genannt. Im Dritten Reich waren Funktionen wichtig, die Menschen, die funktionierten, weniger.

Bevor die Gestapo sich auf Max Mendel einschoss, hatte es in St. Hubert einige Irritationen um die Ortsgruppenleiter gegeben. Die waren nämlich waren durchaus nicht systemkonform. Wir haben gesehen, wie Heinrich Ruland, vom Oktober 1940 bis zum April 1942 als Ortsgruppenleiter überliefert, den Bäckermeister Josef Pasch vor einer Hausdurchsuchung wegen Max Mendel warnte. Ob seine Ablösung mit solchen resistenten Aktionen und/oder seinem aktiven Katholizismus zusammenhängt?

Auf Heinrich Ruland folgt am 1. April 1942[39] der Lehrer Paul Witt, örtlicher Luftschutzleiter und gläubiger Katholik wie sein Vorgänger. Eigentlich hat er dieses Amt nur angestrebt, weil er mit seiner Hilfe seinem Bruder, einem in Dachau inhaftierten katholischen Geistlichen, beistehen wollte. Aber noch im August 1942 wird er seiner Funktionen wegen konfessioneller Bindungen entkleidet; die Gestapo hat Briefe von ihm an einen katholischen Geistlichen aufgefangen, in denen er durchscheinen lässt, man habe seinen Bruder in Dachau umgebracht.[40] Nach einigen Schwierigkeiten, weil es in St. Hubert an einem geeigneten Nachfolger mangelt, wird Paul Witt offiziell am 5. Oktober 1942 vom Volksschullehrer Josef Busch als kommissarischer Ortsgruppenleiter abgelöst.[41] Busch ist erst im Mai 1937 in die Partei eingetreten.[42] Freiwillig hat er das Amt des Ortsgruppenleiters wohl nicht übernommen.[43] Busch ist kein fanatischer Nationalsozialist, auch er steht der katholischen Kirche nahe. Übrigens wohnt er schräg gegenüber von Max Mendel, er ist also sein Nachbar. Offensichtlich ist er vom Kempener Polizeichef Walter Rummler auf Max Mendels Verhalten angesprochen worden. Er muss eine Auskunft formuliert haben, die Rummler an die Gestapo weitergab mit: Der Ortsgruppenleiter der NSDAP. in St. Hubert teilte mir auf Anfrage mit, dass Mendel mit offensichtlicher Frechheit häufig nichtstuend vor seiner Haustür gestanden habe, während deutsche Volksgenossen von und zur Arbeit gingen und die Bürgerschaft deshalb insbesondere darüber ungehalten war, weil ihm als dem Ehemann einer arischen Frau dieselben Rechte hinsichtlich der Zuteilung bezugsbeschränkter Waren zustanden, wie dem Normalverbraucher. Durchaus möglich, dass Busch im Sinne einer von der Gestapo erwarteten Antwort formulierte, aus Angst vor Repressalien ihm selbst gegenüber. Dass er zur Verhaftung Max Mendels beigetragen haben soll, wurde später von Zeitzeugen bestätigt.[44] Auch Friedhelm Weinforth hat Buschs Verstrickung in die Deportation Max Mendels publiziert – allerdings mit abgekürztem Namen.[45]

Von den vier Männern, die zur Einweisung Max Mendels in das KZ Auschwitz beitrugen, ist nach dem Krieg keiner dafür belangt worden. Ernst Sipmann wurde zwar 1949 zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt, aber nicht, weil er Max Mendels Evakuierung angeregt hatte, sondern wegen seiner Beteiligung an der Kempener „Kristallnacht“.[46] Nach Verbüßung der Strafe lebte er als Landwirt in seinem Geburtsort Solingen. Walter Rummler wurde 1947 im Rahmen seines Entznazifizierungsverfahrens in die Kategorie III (Minderbelastete) eingestuft, so dass er dem Öffentlichen Dienst nicht mehr angehören durfte. In der erneuten Überprüfung 1950 wurde er als Unbelastet rehabilitiert, vor allem, weil eine Reihe von Verfolgten des nationalsozialistischen Regimes sich für ihn eingesetzt hatten.[47] So arbeitete er weiterhin in führender Position bei der Polizei. Der 1910 in Darmstadt geborene Ludwig Jung war nach dem Krieg als Vertreter eines Autoversicherers tätig und verstarb wohl bis Mitte der Sechziger Jahre.[48]

Die Umstände, die damals das Handeln der Menschen bestimmten, waren komplizierter, als man das heute oft wahrhaben mag. Die übermächtige Propaganda und die sich verschärfende Kriegslage, dazu die straffe Führung durch die Parteispitze setzten vor allem die untergeordneten Entscheidungsträger in der NSDAP unter Druck. In der Diskussion um das Verhalten des damaligen St. Huberter Ortsgruppenleiters ist geltend gemacht worden, dass er unter einem solchen Druck gehandelt habe. Vier Tage nach der Erennnung Josef Buschs zum Ortsgruppenleiter hatte nämlich der Chef der Parteikanzlei, Martin Bormann, ein vertrauliches Schreiben an die Gau– und Kreisleiter der NSDAP gesandt. Sein Betreff lautete: Vorbereitende Maßnahmen zur Endlösung der europäischen Judenfrage. Gerüchte über die Lage der Juden im Osten.

Bormanns Rundbrief wollte erste Gerüchte über die massenhafte Emordung von Juden in den besetzten Gebieten Osteuropas entkräften. Seit rund 2000 Jahren, so der Reichsleiter, sei ja ein bisher vergeblicher Kampf gegen das Judentum geführt worden. Erst die Nationalsozialisten hätten seit ihrer Machtergreifung die Absicht verfolgt, eine völlige Trennung des Judentums vom deutschen Volkskörper (zu) ermöglichen. Zunächst habe man versucht, dieses Problem im wesentlichen durch Beschleunigung der Auswanderung der Juden zu lösen. Seit Beginn des Krieges sei aber eine restlose Zurückdrängung der Juden durch Auswanderung nicht mehr möglich. Deshalb würden sie jetzt laufend nach dem Osten in große, zum Teil vorhandene, zum Teil noch zu errichtende Lager transportiert, von wo aus sie entweder zur Arbeit eingesetzt oder noch weiter nach dem Osten verbracht werden. Bormanns Schlusssatz: Es liegt in der Natur der Sache, dass diese teilweise sehr schwierigen Probleme im Interesse der endgültigen Sicherung unseres Volkes nur mit rücksichtsloser Härte gelöst werden können.[49] Dieser Text, so wurde mir aus St. Hubert zur Entlastung Josef Buschs mitgeteilt, sei als Aufforderung zu werten, dass jeder Parteigenosse dem Ortsgruppenleiter jedes jüdische Vergehen mitteilen müsse.[50] Einen solchen Befund gibt Bormanns Schreiben aber nicht her. Im Grunde geht es in ihm nur um die Rechtfertigung der Deportationen in den Osten und um die Zerstreuung aufkommender Gerüchte, dass sie der Ermordung der Juden dienten. Auf sie und auf nichts anderes bezieht sich Bormanns Bekentnnis zu rücksichtsloser Härte.

Abschließend stellt sich die Frage nach der Verantwortung, nach der Schuld der Beteiligten. Ernst Sipmann und Ludwig Jung waren überzeugte Nationalsozialisten und erklärte Antisemiten. Bei Josef Busch und Ernst Rummler wird einmal mehr deutlich, dass auch der „anständige“ Mensch die Grenzen des Anstands leicht überschreiten kann, wenn die Grundregeln sich ändern. Wenn sich ein Wertesystem entwickelt hat, das unmenschliches Verhalten als notwendig und sogar verdienstvoll darstellt. Nach dem Dritten Reich standen beide nach wie vor im öffentlichen Leben, genossen großes Ansehen und haben sich um das Gemeinwohl verdient gemacht. Josef Busch war seit 1950 Schiedsmann in St. Hubert, seit 1965 Bezirksbeauftragter für das Schiedsmannwesen im Landgerichtsbezirk Krefeld.[51] In St. Hubert gehörte er 1964 zu den Begründern des dortigen Heimatvereins, für den er seit 1966 Mitherausgeber des Hubertusboten war. 1970 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. 32 Jahre, nachdem er dem Kempener Polizeichef Walter Rummler auf dessen Anforderung über Max Mendel berichtet hatte, stellte Josef Busch für den St. Huberter Heimatverein Nachforschungen über den Verbleib seiner jüdischen Mitbürger an; unter anderem bei Stadtoberinspektor Brünen, dem damaligen Experten auf diesem Gebiet.[52]

Wir haben hier die Fakten aufgeführt, die uns zur Verfügung stehen. Der Leser möge selbst entscheiden.

Die Filmemacherin Margarete von Trotta hat 2003 das Thema der Mischehen zur Grundlage ihres Films „Rosenstraße“ gemacht. Das bewegende Melodram stellt den erfolgreichen Protest Berliner Frauen aus Mischehen gegen die Deportation ihrer Angehörigen dar, verfälscht aber, obwohl es in seinem Vorspann Authentizität für sich in Anspruch nimmt, wichtige historische Fakten.[53] Der Zuschauer fragt sich, wie es denn zum Mord an den Juden kommen konnte, wenn es doch nur sieben Tage der Standhaftigkeit bedurft hätte, um ihn zu verhindern. Wir haben gesehen, dass in der historischen Wirklichkeit, auch in der der Familie Mendel, die Dinge schwieriger lagen. Max Mendels Ehefrau Maria Köhnen hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Deportation ihres Mannes zu verhindern.[54] Aber sie hatte zu keiner Zeit Aussicht auf Erfolg.

 
Quellenangaben:

[1] Zu diesen biographischen Daten s. Max Mendels Darstellung und die seiner Frau in seiner Gestapoakte (LAV NRW R RW 58-61474).

[2] Die folgenden Angaben aus KAV KK 12140.

[3] Dazu im ersten Teilband dieses Druckwerks S. 94 f.

[4] Mitteilung von Ruth Baum vom 6.6.2009. Ruth Baum, 1940 geboren, ist eines der sechs Kinder von Maria Koenen und Max Mendel.

[5] Dazu ausführlicher oben S.

[6] Im Einzelnen s. oben S.

[7] Pasch, Zwischen den Feuern, S. 26.

[8] Der Begriff der „Mischehe“ ist entgegen landläufiger Meinung keine Erfindung der Nationalsozialisten, sondern bezeichnet seit dem 19. Jahrhundert konfessionsverschiedene Ehen. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurden hingegen in diffamierender Weise Ehen so bezeichnet, deren Partner aus der Sicht der Nazis verschiedenen Rassen angehörten. Die Nationalsozialisten verwendeten den Begriff der privilegierten Mischehe, wenn der Mann der nichtjüdische Partner war und/oder wenn die aus der Ehe hervorgegangenen Kinder nichtjüdisch erzogen waren. Andererseits nannten sie eine Ehe, die kinderlos war und bei der der Mann der jüdische Ehepartner war, eine nicht privilegierte Mischehe. In diesem Sinne nationalsozialistischen Sprachgebrauchs war die Ehe zwischen und Maria Koenen privilegiert. Ihre Kinder galten als Mischlinge I. Grades und waren ebenso wenig wie ihr Vater zum Tragen des Judensterns verpflichtet. Erst seit 1942/43 wurden auch die Ehepaare privilegierter Mischehen zum Umzug in so genannte Judenhäuser gezwungen (de.wikipedia.org/wiki/Mischehe_(Nationalsozialismus; 25.11.2013)

[9] Maier, Dieter, Arbeitseinsatz und Deportation. Die Mitwirkung der Arbeitsverwaltung bei der nationalsozialistischen Judenverfolgung in den Jahren 1938-1945, Berlin 1994, S. 30.

[10] LAV NRW R RW 58-61474 (Schreiben Maria Mendels an Bürgermeister Dr. Mertens vom 25.11.1942).

[11] Walk, Das Sonderrecht für die Juden, S. 336 Nr. 174. Der Arbeitseinsatz sollte gruppenweise erfolgen, getrennt von der übrigen Gefolgschaft. Seit dem Mai 1941 war der Arbeitseinsatz von in Mischehe lebenden Juden auch einzeln möglich (ebd., S. 342 Nr. 202).

[12] Rosalie Mendel verstarb am 28.10.1942 in Magdeburg, Arndtstraße 9, in einem der neun Judenhäuser der Stadt, in diesem Falle im früheren Israelitischen Altersheim (Recherche Dr. Ulrich Hermanns).

[13] S. Schreiben des Stellvertretenden Arbeitsamtsleiters Ernst Sipman vom 21.9.1942 (wie unten S. ). Dass der St. Huberter Ortsgruppenleiter Max Mendel bei Sipmann wegen des Davidssterns denunziert hat, liegt nahe, denn das wäre von Amts wegen seine Aufgabe gewesen, aber es ist nicht erwiesen. Die betreffende Äußerung über Max Mendel ist nicht eindeutig auf ihn bezogen: Nach einer Mitteilung des Ortsgruppenleiters der NSDAP. in St. Hubert darf M., weil er mit einer arischen Frau verheiratet ist, in St. Hubert wohnen bleiben. Aus dem gleichen Grunde ist er in der Versorgung z.B. Raucherkarte, Kleiderkarte, allen anderen Personen gleichgestellt. Es erregt nun immer mehr Aufsehen und Ärgernis, dass der Jude Mendel auch ohne Davidsstern hier herumläuft (LAV NRW R RW 58-61474 Bl. 31).

[14] Mitteilung von Pfarrer i.R. Hermann-Josef Ortens vom 16.4.2009.

[15] Lilla, Die Organisation der NSDAP, S. 221.

[16] Zu seiner politische Haltung s. im ersten Teil dieses Druckwerks, S. 576 f.

[17]Pasch, Zwischen den Feuern, S. 118.

[18] Schriftl. Mitteilung von Dr. Walter Grüters, St. Hubert, Hahnendyk 37, vom Mai 2000.

[19] Mitteilung von Ruth Baum, nach Erzählungen ihrer Mutter.

[20] LAV NRW R RW 58-61474.

[21] Zu Sipmanns Persönlichkeit s. im ersten Band dieses Druckwerks S. 375, 418-420. Zu seiner Tätigkeit bei der „Kristallnacht“ in Kempen s. oben S.

[22] Zu Bürger s. im ersten Band S. 453-456.

[23] Dazu im Zusammenhang Lotfi, Gabriele, KZ der Gestapo. Arbeitserziehungslager im Dritten Reich, Stuttgart-München 2000; zu Hunswinkel besonders S. 96-114.

[24] Danach unterlagen Verfügungen und Angelegenheiten der Geheimen Staatspolizei nicht mehr der Nachprüfung durch die Verwaltungsgerichte (3. Gesetz über die Gestapo, in; Preußisches Staatsministerium (Hg.), Preußische Gesetzessammlung 1936, Berlin 1936, S. 21-29). Dass die Anweisung zur Verhaftung Mendels bei diesem Telefongespräch erfolgte, ergibt sich aus dem archivalischen Kontext. Eine schriftliche Anweisung müsste sich in der sorgfältig geführten und vollständig erhaltenen Gestapo-Akte wiederfinden.

[25] S. Schreiben Maria Mendels an die Gestapo in Krefeld vom 17.11.1942: Mein Mann ist vor 14 Tagen von zu Hause fortgegangen. Er war bei der Polizei in Kempen geladen u. ist nicht mehr zurückgekehrt und vom 20.11.1942: Am 3. November wurde mein Mann zur Polizei nach Kempen bestellt (LAV NRW R RW 58-61474).

[26] Dieses Datum (einmal auch mit Uhrzeit) nennen verschiedene Inhaftierungsvermerke (LAV NRW R RW 58-61474, z.B. Bl. 24 f.)

[27] Zu seiner Persönlichkeit s. im ersten Band S. 482.

[28] Dazu unten S.

[29] Dass es sich bei dem Verfasser dieses Schreibens tatsächlich um Ludwig Jung handelt, bestätigte am 12.6.2014 die Leiterin der Krefelder NS-Dokumentationsstelle, Ingrid Schupetta, anhand der Paraphe und auch der Diktion des Textes. Jung war seit Anfang Januar 1939 bei der SS, wo er am 9.11.1941 zum Obersturm-, am 20.4.1943 zum SS-Hauptsturmführer befördert wurde.

[30] Zur Differenzierung der Haft- und Arbeitsbedingungen hatte der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, Anfang 1941 eine Einteilung der KZ in verschiedene Lagerstufen angeordnet: Stufe I (Alle weniger belasteten und unbedigt besserungsfähigen Häftlinge – Dachau, Auschwitz I); Stufe II (Schwer belastete, jedoch noch erziehungs- und besserungsfähige Schutzhäftlinge – Buchenwald, Flossenbürg, Neuengamme, Auschwitz-Birkenau); Stufe III (Schwer belastete und kaum noch erziehbare Schutzhäftlinge – Mauthausen).

[31] Zum Begriff der Schutzhaft s. im ersten Teil dieses Druckwerks S. 72 Anm. 20.

[32] LAV NRW R RW 58-61474 Bl. 27.

[33] Aufzeichnungen von Maria Mendel geb. Köhnen, im Besitz ihrer Tochter Ruth Baum in Krefeld.

[34] LAV NRW R RW 58-61474; Mitteilung von Ruth Baum vom 16.12.2005. Das Kempener Amtsgericht erklärte am 2.8.1946 den 31.12.1943 zum amtlichen Todesdatum (KAV KK 7911).

[35] KAV KK 7912.

[36] Max Mendels Tochter Ruth Baum ließ zum Gedenken an ihren Vater einen Stein auf dem jüdischen Friedhof in Kamperlings errichten, der am 16.4.2010 eingeweiht wurde.

[37] Zwecks Überprüfbarkeit hier der gesamte Briefkopf mit Unterschrift am Schluss des Briefes:

Der Amtsbürgermeister

als Ortspolizeibehörde.                                    Kempen-Niederrhein, 4. November 1942.

An

die Geheime Staatspolizei

Staatspolizeileitstelle Düsseldof

Aussenstelle Krefeld in Krefeld.

Betr.: Unterbringung des Juden Max Israel Mendel

aus St. Hubert, in einem Arbeitserziehungslager.

Dort. Fernspruch vom 3.11.1942 […]

Unterschrift: Rummler, Rev.Leutnant d. Sch.

(LAV NRW R RW 58-61474 Bl. 21).

[38] […] Der Ortsgruppenleiter in St. Hubert teilte mir auf Anfrage mit […] Die Textpassage im Ganzen s. oben S. .

[39] Lilla, Die Organisation der NSDAP, S. 221.

[40] Zu dieser Begebenheit ausführlicher im ersten Band, S. 577.

[41] Das Ablösungsdatum 5.10.1942 nennt Lilla in seiner gründlichen Studie Die Organisation der NSDAP, S. 221 Anm. 162. Witt war mit Schreiben vom 1.10.1942 aufgefordert worden, sich mit Josef Busch zwecks Übergabe der Amtsgeschäfte ins Benehmen zu setzen (Schriftliche Mitteilung von Susanne Dietrich, einer Enkelin Josef Buschs, Hamburger Straße 31, Bargteheide, der dieses Schreiben vorliegt, vom 15.11.2008). Nach dem Krieg wurde Busch problemlos entnazifiziert, und ihm wurde das volle gesetzliche Ruhegehalt eines Volkschullehrers zuerkannt (LAV NRW R NW 1031-1428).

[42] KAV KK 883 Bl 142.

[43] Zu seinen Aktivitäten während des Dritten Reiches heißt es in einer Laudatio zu seinem 80. Geburtstag: Während des zweiten Weltkrieges wurde er dienstverpflichtet. (Borsch, Karl, Josef Busch wurde 80 Jahre alt, in: Hubertusbote 111 (November 1975). Das stimmt wohl auch, da mehrere Monate nach einem Nachfolger Witts gesucht wurde.[43]

[44] Jupp Pasch, Staatsanwalt im Ruhestand, hat in seinen 2004 erschienenen Erinnerungen an die Zeit des Dritten Reiches in St. Hubert unter dem Titel Zwischen den Feuern Max Mendels Verhaftung dargestellt (S. 130) und die Vermutung seines Vaters, des Bäckermeister Josef Pasch, zitiert, der neue Ortsgruppenleiter habe Max Mendel auf dem Gewissen. Auch teilt er mit: In den folgenden Tagen war er (gemeint ist der Vater, H.K.) Frau Mendel bei der Formulierung eines Briefes an die Gestapo behilflich, in dem die Ehefrau Auskunft über den Verbleib ihres Mannes erbat. Das bezieht sich offensichtlich auf den Antrag der Frau Maria Mendel. Bitte den Fall in Sachen des Max Mendel genau zu prüfen vom 20.11.1940 an die Geheime Staatspolizei Krefeld (LAV NRW R RW 58-61474 Bl. 19). Auf S. 288 beschreibt Jupp Pasch, wie sein Vater verhinderte, dass dieser ehemalige Ortsgruppenleiter, der nach Heinrich R(uland) Ortsgrppenleiter war, nach dem Krieg in St. Hubert Kirchenrendant wurde: Unter seiner Amtszeit ist der Jude Max Mendel ins KZ verschleppt worden. Wenn er es nicht veranlasst hat, dann hat er zumindest nichts dafür getan, es zu verhindern. Der Verfasser nennt in diesem Buch keine Namen, lässt aber in Gesprächen keinen Zweifel daran, dass mit dem besagten Ortsgruppenleiter Josef Busch gemeint ist. Lange nach dem Krieg sah Jupp Pasch Sipmanns und Rummlers Briefe, die oben S. zitiert werden, in einer Ausstellung auf Schloss Neersen: Das hat Vater immer vermutet! Er hat Recht gehabt! Ich habe mir den Inhalt der Briefe abgeschrieben und am nächsten Tage meinem Vater vorgelesen. Trotz seiner Ahnung, die er gehabt hatte, war er zutiefst erschüttert.

[45] 1942 beschwerten sich einige St. Huberter Bürger bei ihrem Ortsgruppenleiter Josef B., der dann dem Kempener Arbeitsamt berichtete…(Geschichte von St. Hubert, S. 327).

[46] Dazu oben S.

[47] Weinforth, Der Widerstand des Walter Rummler, S. 158, bes. Anm. 55.

[48] Schupetta, Die Geheime Staatspolizei in Krefeld, S. 19.

[49] Eine kurze Beschreibung des Bormann`schen Briefs s. in: Enzyklopädie des Holocaust (Hauptherausgeber Israel Gutman), Bd. 1, Jäckel, Eberhard/Longerich, Peter/Schoeps, H. Julius (Hg.), Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, München 1998, S. 233. Ungekürzter Text in: Chronologie des Holocaust (www.holocaust-chronologie.de/chronologie/1942/oktober; 5.7.2014).

[50] Das formuliert in einer dem Verfasser übermittelten Darstellung Dr. Walter Grüters, Hahnendyk 37, Gymnasiallehrer im Ruhestand: „Ab dem 5.10.1942 war Josef Busch Ortsgruppenleiter und sah sich einige Tage später einer sehr kritischen Situation gegenüber. Am 9.10.42 teilte Martin Bormann, Leiter der Parteikanzlei in Berlin, in einem Rundschreiben mit, dass jeder Parteigenosse dem Ortsgruppenleiter jedes „jüdische Vergehen“ mitteilen müsse. […] Max Mendels Schicksal und das der vielen Juden, die in Mischehe lebten, war am 9.10.1942 durch das Rundschreiben Bormans in Berlin entschieden worden. Josef Busch und der Autor auf dem Bürgermeisteramt (gemeint ist Polizeileutnant Walter Rummler, H.K.) waren Statisten in einem teuflischen Spiel, das Legalität vorgaukelte und Mord und Totschlag verheimlichte. […]“ Grüters bezieht sich bei seinen Ausführungen auf das Buch des amerikanischen Historikers Nathan Stoltzfus, Widerstand des Herzens. Der Aufstand der Berliner Frauen in der Rosenstraße 1943, München/Wien 1999, und vor allem auf dessen These: „Anstatt aber die Juden mit deutschen Partnern als geschlossene Gruppe abzutransportieren, wie man es mit den anderen Juden gemacht hatte, stellte die Gestapo jeden einzelnen von ihnen wegen irgendeiner Gesetzesübertretung unter Anklage, nahm ihn dann in Schutzhaft und steckte ihn zur Abbüßung einer dreimonatigen Freiheitsstrafe in ein Arbeitslager. […] falls jemand die Haftzeit überlebte, sollte er anschließend nach Auschwitz geschickt werden.“ (S. 277, zit. nach Grüters) Das ist eine Aussage, die undifferenziert ist und fachlich nicht zu halten, was auf eine Reihe von Stoltzfus` Ergebnissen zutrifft. Die Stärke seines Werkes liegt in der eindrucksvollen, auf Interviews beruhenden Beschreibung der Lebensschicksale von Mischehe-Partnern; seine Schwäche sind die für eine Dokumentation zu emotionale Darstellung, die teilweise vereinfachende Argumentation („Jeder, der keinen Widerstand geleistet hat, ist ein Täter“) und die an einigen Stellen fehlerhafte fachliche Auseinandersetzung mit den Quellen zur Diskriminierung deutsch-jüdischer Ehepaare und Familien im Dritten Reich, etwa im dritten Kapitel über die Ehegesetzgebung.

[51] HBV 1967 S. 110.

[52] KAV Nl Martens 287.

[53] In der „Rosenstraße“ geht es darum, dass Frauen und Jugendliche versuchen, ihre Anfang März 1943 in einem Gebäude der jüdischen Gemeinde Berlins (Rosenstraße 2-4) eingesperrten jüdischen Ehemänner bzw. Verwandten wieder frei zu bekommen. Der Film suggeriert das Festhalten der Betroffenen zur Vorbereitung einer Deportation. In Wirklichkeit sollte festgestellt werden, ob die Festgehaltenen sogenante „Geltungsjuden“ waren, denen die Deportation bevorstand, oder in einer Mischehe lebten, denen die Deportaton zu diesem Zeitpunkt noch nicht drohte. Qualifizierte, in Mischehen lebende Juden sollten nämlich die volljüdischen Mitarbeiter der jüdischen Reichsvereinigung oder der jüdischen Gemeindeeinrichtungen Berlins, die jetzt deportiert werden sollten, ersetzen. So sollte weiterhin ein Betrieb der jüdischen Einrichtungen, die ja auch der Gestapo zuarbeiten mussten, gesichert werden. Der Widerstand der Frauen von der Rosenstraße war letztendlich nicht erfolgreich, denn ihre Partner wurden in der Folge zunehmend zur Zwangsarbeit eingezogen und waren ständig von Deportation bedroht. Zur Hauptrollenträgerin machte von Trotta nicht, wie nahe gelegen hätte, eine Frau aus kleinbürgerlichen oder proletarischen Verhältnissen, sondern eine Adelige. Zudem vermittelt sie, indem sie den Erfolg weiblicher Solidarität herausstellt, ein persönliches feministisches Anliegen. So kann man der Historikerin Beate Meyer folgen, die schlussfolgert, Trottas Film habe mit dem Dritten Reich wenig, „mit der Projektion gegenwärtiger Utopien auf einen historischen Stoff aber viel zu tun.“ Davon unbeschadet bleibt aber die Bewunderung, die man den Frauen von der Rosenstraße für ihre Zivilcourage schuldig ist. – Zur Diskussion im Überblick s. Tagungsbericht Der Protest in der Rosenstraße 1943 – Zeitzeugen und Historiker zwischen Akten und Erinnerung. 29.-30.4.2004, Berlin, in: H-Soz-u-Kult, 14.6.2004 ‹hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=501› (28.7.2012).

[54] Maria Mendel und zu ihrer Unterstützung der Kempener Steuerberater und Treuhänder für jüdische Vermögen Dr. Bruno Erkes richteten insgesamt vier Eingaben um Entlassung Max Mendels aus der Schutzhaft an die Krefelder Gestapo bzw. den Kempener Bürgermeister Dr. Gustav Mertens: am 20., 25.11., am 13. und am 18.12.1942. Am 12.1.1943 drohte die Kempener Ortspolizeibehörde ihr für den Fall weiterer Eingaben mit staatspolizeilichen Maßnahmen (LAV NRW R RW 58-61474).