Wir erinnern an Martha Hirsch verh. Horn
Geboren: 4.4.1908 in Kempen
Gestorben: 18.10.2005 in Auckland/Neuseeland
Opfergruppe: Jude
Verlegeort: Peterstraße 23
Verlegedatum: 24.11.2016
Patenschaft: Familie Renkes
Von den 63 Juden, die es 1933 in der Stadt Kempen gegeben hat, sind bis zur Pogromnacht am 10. November 1938 15 emigriert. Aber bereits in den Jahren vor 1933 sind vier Juden aus Kempen weggezogen und wurden an anderen Orten von den Nazis verfolgt. Zu ihnen gehören Ernst und Martha Hirsch, Kinder des Metzgermeisters Isidor Hirsch und seiner Frau Johanna, wohnhaft in Kempen, Peterstraße 23.
Ernst Hirsch, am 18.März 1904 in Kempen geboren, hat bereits 1926 in Mönchengladbach gelebt. Nach dem Abitur auf dem Thomaeum zum Bankkaufmann ausgebildet, hat er während der Inflation 1923 seine Stelle bei einem Bankhaus in Halberstadt verloren. Schließlich bietet ihm ein Vorgesetzter seines Vaters aus dem Ersten Weltkrieg eine Stelle in seiner Weberei in Mönchengladbach an. Als die Nazis die Beschäftigung jüdischer Mitarbeiter in nicht-jüdischen Unternehmen unmöglich machen, erhält Ernst Hirsch durch Stellentausch mit einem dort arbeitenden Angestellten eine Position in einer jüdischen Weberei in Rheydt.
In der jüdischen Gemeinde kennt man mittlerweile nur noch ein Thema: Das Für und Wider der Emigration. Die jüngeren Leute lernen jetzt Englisch. Hilfreich ist ein in der neuen Heimat nützlicher Beruf. Deshalb erwirbt Ernst Hirsch in seinem Betrieb praktische Kenntnisse in der Weberei. Mithilfe eines Cousins, der in Australien lebt, kann er im September 1938 mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen nach Wellington in Neuseeland auswandern; von dort hofft er, den Rest der Familie aus Deutschland herauslotsen zu können. Tatsächlich gelingt es ihm, eine Einreiseerlaubnis für seine jüngere Schwester Martha und deren Mann, den Vorster Johannes Horn, zu beschaffen; hauptsächlich, weil der jüdische Ehemann ausgebildeter Automechaniker ist. Martha ist am 4. April 1908 in Kempen geboren worden, sie hat zuletzt in Vorst, Clevenstr. 17, gelebt. Am 29. Juli 1939 schiffen die Eheleute sich in Rotterdam ein, müssen ihre Reise aber in Ceylon unterbrechen, weil inzwischen der Krieg ausgebrochen ist. Nach abenteuerlicher Odyssee kommen sie im November in Neuseeland an – erschöpft, aber gerettet.
In Neuseeland ließ Ernst Hirsch sich in Dunedin nieder, wo er Lehrer und Haupt der jüdischen Gemeinde wurde. Mit seiner Frau Margot Jammer, die er 1931geheiratet hatte, hatte er zwei Kinder: Fred und Walter Hirsch, genannt Wally, der heute noch lebt. Ernst Hirsch verstarb an einem Herzinfarkt am 17. Februar 1978.
Martha Hirsch verstarb am 18.Oktober 2005 in Auckland/Neuseeland.