Wir erinnern an Marian Kurzawa
Text zur Verlegung am 15.12.2015
Lennard Pins, Schüler am Gymnasium Thomaeum Kempen (Lehrer Dr. Johannes Vossen)
Wir denken an Marian Kurzawa, einen polnischen Zwangsarbeiter, der hier in der Engerstraße lebte und bei den Brüdern Johannes und Jakob Nopper arbeitete. Er wurde wegen einer angeblichen Liebesbeziehung zu einer deutschen Frau denunziert und sollte hier gehenkt werden.
Kurzawa wurde 1914 in der Nähe der polnischen Stadt Turek geboren und war seit 1940 als sogenannter „Zivilarbeiter“ in Kempen tätig, nachdem man ihn aus der Kriegsgefangenschaft entlassen hatte. Im Dezembe 1940 erfolgte dann die Denunziation. Kurzawa sollte mit der Hausangestellten der Gebrüder Nopper sexuellen Kontakt gehabt haben. Denunziert wird Kurzawa von dem ebenfalls dort arbeitenden Melker Josef Gessmann, der in seinen Aussagen sowohl angibt, dass Kurzawa der Magd dafür das eine oder andere Geschenk überreichen würde, aber auch, dass die Magd sich nicht dagegen wehren würde. Gestützt wird seine Aussage durch die Angaben der Magd, die ein solchen Kontakt bestätigt, aber dazu aussagt, dass dieser gegen ihren Willen sei. Obwohl Kurzawa den Anschuldigungen vehement widerspricht, wird er in das Kempener Polizeigefängnis eingeliefert und nach einer „rassen-biologischen Untersuchung“, die ihn als „nicht eindeutschfähig“ deklariert, für schuldig befunden. Kurzawa soll gehenkt werden.
Dies sollte zuerst, auf Geheiß des „Reichsführer der SS“ Heinrich Himmler, hier auf der Engerstraße, wo damals der Hof der Gebrüder Nopper war, geschehen. Jedoch legten der damalige Bürgermeister Dr. Mertens und der Polizeimeister Protest ein. Auch die Kempener Bevölkerung kritisierte dieses Vorhaben. Schlussendlich wurde Marian Kurzawa nicht hier gehenkt, sondern starb am 21. Juni 1941 um 12:45 Uhr im KZ Sachsenhausen bei Berlin am Galgen.