Luise Rath

Wir erinnern an Luise Rath
Geboren:          1.9.1891 in Rheinberg
Opfergruppe:    Jude
Verlegeort:       Umstraße 8
Verlegedatum:  22.6.2020
Patenschaft:      Familie Prof. Dr. Hans-Peter Fitzen

Luise Rath, geboren am 01.09.1891 als Luise Gompertz in Rheinberg, heiratete 1922 den Kempener Landwirt und Viehhändler Salomon Rath. Das Ehepaar hatte zwei Töchter: Doris, geboren am 25.01.1924 in Kempen, und Erika, geboren am 16.04.1926, ebenfalls in Kempen. Die Familie lebte zunächst im eigenen Haus auf der Vorster Str. 15. Die beiden Töchter besuchten das Kempener Lyzeum, seit 1938 Städtische Oberschule für Mädchen genannt. 1936, nach der Emigration von Dr. Karl Winter nach Venlo, wurde Sally Rath dessen Nachfolger als Vorsteher der Kempener Synagogengemeinde. Das Novemberpogrom 1938 stellte einen Bruch im Leben der Familie dar. Das Haus auf der Vorster Str. 15 wurde geplündert und verwüstet, Sally wurde wie die anderen männlichen Juden Kempens verhaftet und am 11. November ins Anrather Zuchthaus überführt. Luise wandte sich an den Kempener Landrat und erreichte, dass ihr Mann am 15. November als erster der über 55jährigen entlassen wurde. (Die jüngeren männlichen Juden Kempens wurden am 16.November per Sonderzug nach München und von dort mit Lastwagen ins KZ Dachau transportiert). Am selben Tag (15.November) erließ der Reichserziehungsminister Bernhard Rust ein generelles Schulverbot für jüdische Kinder, sodass Doris und Erika Rath die Kempener Mädchenoberschule verlassen mussten. (Obwohl das Schulverbot am 17.Dezember zurückgenommen wurde, kehrten sie anscheinend, wie die anderen jüdischen Kinder in Kempen, nicht an die Schule zurück.) Unter dem Eindruck dieser Ereignisse bereitete Sally Rath nun die Emigration mit seiner Familie vor und verkaufte seine Immmobilien, um die geforderte „Judenvermögensabgabe“ und die „Reichsfluchtsteuer“ in Höhe von insgesamt 41.000 RM zahlen zu können. Nach dem Verkauf des Hauses Vorster Str. 15 am 21.02.1939 für 10.000 RM lebte er mit seiner Familie bis zum 28.08.1939 in der Umstr. 8 bei seinem Verwandten Adolph (Andreas) Rath. Am 2. September 1939, einen Tag nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, gelang Sally, Luise und Erika Rath von den Niederlanden aus die Überfahrt nach England. Dort ließen sie sich in Cambridge nieder, wo sich Doris schon seit dem 19.April befand. Sally fasste sein Schicksal folgendermaßen zusammen: “ Wenn ich auch voll und ganz ausgeraubt worden bin, so bin ich doch mit meiner Familie den Nazimördern glücklich entkommen.“