Wir erinnern an Lieselotte Mendel
Text zur Verlegung am 15.12.2015
Geschichtskurs des Rhein-Maas-Berufskollegs Kempen (Lehrer Dr. Antonio Liepold)
Mendels Tochter Lieselotte, auch genannt Liesel, ist eines der zwei Kinder der Eheleute Andreas und Paula Mendel. Sie wohnt mit ihrer Familie hier in Kempen auf der Van-Loe-Straße 14. Bis zur Pogromnacht am 10. November 1938 besucht sie das Lyzeum in Kempen, das heutige Luise von Duisberg-Gymnasium. Als sie die Schule wie alle anderen jüdischen Mädchen verlassen muss, beginnt sie eine Lehre als Schneiderin.
Durch die Pogrome und die damit verbundenen Repressalien beeindruckt, öffnen unter anderem die Niederlande die Grenzen für jüdische Kinder. Jugendliche beziehungsweise unbegleitete Kinder unter 18 Jahren dürfen somit ohne Visum einreisen und können bei Pflegefamilien wohnen. 1939 schafft es die Familie Mendel so mit Hilfe eines Kindersammeltransports, die Tochter bei Verwandten unterzubringen, wo sie im Haushalt hilft. Zu diesem Zeitpunkt ist Lieselotte 15 Jahre alt. Sie wird ihre Familie nie wieder sehen.
Im Jahre 1940 werden die Niederlande von der deutschen Wehrmacht besetzt und die Unterdrückungen beginnen auch hier. Vom 2. Mai 1942 wird Lieselotte Mendel ebenso wie alle anderen Juden gezwungen, den gelben Stern zu tragen. Als sie sich bei den Behörden nach ihren Eltern erkundigt, wird sie verhaftet und in das KZ Westerbork gebracht.
Man sagt, dass sie am 15. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert wurde und vier Monate später, am 30. September, kam sie dort ums Leben. Bis heute ist ihr Schicksal ungeklärt.
Zum Gedenken an seine Schwester benannte ihr Bruder Kurt seine erste Tochter nach seiner Schwester Lieselotte.