Texte zur Verlegung – Johanna, Berta und Caroline Berghoff

Wir erinnern an Johanna, Berta und Caroline Berghoff.

Text zur Verlegung am 15.12.2015
Klasse 10b der Erich-Kästner-Realschule Kempen (Lehrerin Lena Ising)

Wir gedenken heute Johanna,Berta und Caroline Berghoff. Das waren drei jüdische Frauen, die hier in der Engerstraße lebten und hier in unserer Stadt Opfer des Nationalsozialismus wurden.

Johanna, geboren 1857, Berta, geboren 1861, und Caroline Berghoff, geboren 1865, führten ein kleines Fleischerfachgeschäft in der Engerstraße 38, in der Straße, in der sie lebten und in der wir heute versammelt sind.

Am 1. April 1933 wurden in Kempen die Schaufenster der jüdischen Geschäfte mit Plakaten der NSDAP beklebt. Von Hetzparolen wie: „Deutsche wehrt euch – kauft nicht bei Juden.“, war auch das Geschäft der drei Schwestern betroffen.

Durch die Nürnberger Rassegesetze vom 15. September 1935 wurden Juden sämtlicher Rechte beraubt und dem Fleischerfachgeschäft Berghoff die Kundschaft entzogen.

Am 10. November 1938 wurde das Haus der Familie Berghoff in Folge der Reichskristallnacht verwüstet. Johanna Berghoff verstarb kurz darauf an einem Krebsleiden.

Am 24. Juli 1942 wurden sämtliche noch in Kempen verbliebene Juden nach Theresienstadt deportiert. In dieses Konzentrationslager wurden Menschen deportiert, die über 70 Jahre alt waren. Unter den 16 Juden aus Kempen waren die Geschwister Berta (80 Jahre alt) und Caroline Berghoff (77 Jahre alt). Augenzeugen aus der Engerstraße berichteten von der Aufladung der beiden Geschwister auf einen LKW. Die beiden Schwestern mussten den Zug DA71 in Düsseldorf – Derendorf erreichen, um in das Konzentrationslager Theresienstadt transportiert zu werden.

Die Opfer mussten diese Zugfahrt von 700 Kilometern sogar selbst bezahlen. In Theresienstadt wurden die Geschwister Berghoff mit 40- bis 50.000 Menschen auf weniger als einem Quadratkilometer zusammengepfercht. Sie mussten hungern und bekamen nur wenig zu trinken. Die Menschen stürzten sich am Ende der Essensausgabe auf leere Fässer und kratzen diese mit Löffeln aus. Sie kratzen sogar die Essensreste mit Messern von den Tischen ab.

Als erste der Kempener Deportierten starb am 17. August 1942 Berta Berghoff, nur zwei Tage nach ihrem 81. Geburtstag. Caroline Berghoff gilt als verschollen, wahrscheinlich starb sie am 29. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka.