Wir erinnern an Gertrud Mermet
Geboren: 5.5.1881 in Kempen
Gestorben: 22.7.1941 in Hadamar
Opfergruppe: „Euthanasie“- Opfer
Verlegeort: Von-Loe-Straße 7
Verlegedatum: 22.6.2020
Patenschaft: Familie Dick und Anita van Rijn
Gertrud Mermet, einer von mehr als 200.000 ermordeten Menschen, die wegen einer geistigen oder körperlichen Behinderung oder einer psychischen Erkrankung als „lebensunwert“ eingestuft wurden und der EUTHANASIE zum Opfer fielen.
Gertrud Mermet, eines von mindestens 7 nachgewiesenen Kempener Opfern, deren Schicksalsweg meist in der „Heilanstalt Süchteln“ begann und schließlich in einer Tötungsanstalt endete.
Adolf Hitler hat nur einmal persönlich seine Unterschrift unter einen Auftrag zum Massenmord gesetzt. Und dieser Auftrag betraf den s.g. „Gnadentod“, der durch Ärzte angeordnet werden sollte.
Zitat A.Hitler, Oktober 1939:
„Reichsleiter Bouhler und Dr.med.Brandt sind unter Verantwortung beauftragt, die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankenzustandes der Gnadentod gewährt werden kann.“
Mit diesem Erlass wurde das Leben tausender hilfloser Menschen in die Hand von regimetreuen Ärzten gelegt, die nach den Prinzipien der Erbgesundheit und Rassenhygiene durch ein Minus oder Plus vor den Namen der Betroffenen über Tod oder Leben entschieden.
Wir gedenken heute Gertrud Mermet. Gertrud Mermet, genannt Traudchen wurde am 5.Mai 1881 als Tochter von Adalbert August und Clara Mermet, geb.Lingen geboren. Sie hatte drei Geschwister, Franz, Albert und Wilhelm, von denen Albert als Maschinist der Marine im ersten Weltkrieg vor den Falklandinseln sein Leben verlor, Wilhelm, da er als Fahrdienstleiter der Reichsbahn nicht in die NSDAP eintrat, strafversetzt wurde und Franz, der in Kempen zunächst beim Aufbau der NS-Bewegung aktiv hervorgetreten war.
Eben dieser Franz Mermet war es, der nach seiner Pensionierung als Reichsbahnoberinspektor seine vermutlich an Schizophrenie erkrankte Schwester Gertrud zu sich in seine Wohnung auf der Von-Loe-Straße 7 aufnahm. Traudchens Zustand verschlechterte sich offenbar, sie neigte zu agressivem Verhalten, so dass sie am 12.6.1928 in die Heilanstalt Süchteln eingewiesen wurde. Damals war sie 47 Jahre alt. Die Familie besuchte sie dort einige Male und musste feststellen, dass sich ihr Zustand verschlechterte.
Im Zuge der später so genannten Aktion T4, gemeint ist eben die systematische Ermordungvon Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen wurde Gertrud Mermet zusammen mit 84 anderen Frauen von Süchteln am 11.6.1941 in die Zwischenanstalt Galkhausen gebracht. Noch im selben Monat wurde sie mit 77 der Frauen aus Süchteln in die s.g. „Vollzugsanstalt“ Hadamar bei Limburg überführt. Am 22.07.1941 wurde sie dort im Alter von 60 Jahren ermordet. Ob ihr Leben durch eine Giftspritze oder durch die Vergasung durch Kohlenmonoxyd in den Kellerräumen der Todesanstalt sein Ende fand, ist nicht bekannt.
Ihr Bruder Franz, der ja zunächst als Förderer der Nationalsozialistischen Bewegung in Kempen hervorgetreten war, hatte in Süchteln nicht in Erfahrung bringen können, wohin seine Schwester gebracht worden war. 1943, also zwei Jahre nach dem Gewalttod seiner Schwester fiel Franz Mermet in Kempen wiederrum auf: er beschimpfte den Führer Adolf Hitler und wurde verhaftet. Möglicherweise fand dieser Sinneswandel im Gewalttod der psychisch kranken Schwester seinen Ursprung.