Eva Lambertz

Wir erinnern an Eva Lambertz

Geboren :         6.5.1866 in Kempen St.Hubert
Gestorben:       1942 in Treblinka
Opfergruppe:    Jude
Verlegeort:       Hauptstraße 43, Kempen-St.Hubert
Verlegedatum:  29.5.2018
Patenschaft:     Familie Gallach

Eva Lambertz wurde am 6. Mai 1866 als Tochter des St. Huberter Metzgers Salomon Lambertz und seiner Ehefrau Julia geboren. Sie war das achte von 13 Kindern, von denen sieben noch im Kindesalter starben. Sie blieb unverheiratet und zog nach Krefeld, wo sie an der Lindenstraße 21 ein kleines Fleischwarengeschäft betrieb. Es scheint, dass sie es von ihrer älteren Schwester Lisetta Lambertz übernommen hat, nachdem diese den Viehhändler Alfred Alexander (Alex) Mendel aus Krefeld geheiratet hatte. Im Mai 1922 kehrte Eva Lambertz nach St. Hubert zurück, wo sie in dem großen Haus ihres Bruders Isidor Lambertz, damals Hauptstraße 41, lebte.

Das Haus Engerstr. 38 (ganz rechts) in Kempen um 1950
Foto: Nachlass Walter Schenk

Als Isidor und seine Frau Mathilde am 9. Dezember 1941 ihre Wohnung zur Deportation nach Riga verlassen müssen, wird Eva Lambertz gezwungen, in ein so genanntes Judenhaus nach Kempen umzuziehen: In das Haus der Schwestern Berta (80) und Karoline (77) Berghoff, Engerstraße 38. Aber immer wieder sucht sie das vertraute, wenn auch leer stehende St. Huberter Haus auf. Dort hält sie sich auf, wann immer sie es ermöglichen kann.

Am 22. Mai 1942 weist die Geheime Staatspolizei, kurz Gestapo genannt, den Kempener Landrat Jakob Odenthal an, die noch in Kempen und St. Hubert lebenden Juden zu melden. Am frühen Morgen des 24. Juli 1942 werden Eva Lambertz und 16 andere Juden aus ihren Häusern abgeholt und von der Kempener Polizei mit einem Lastwagen zum Bahnhof der Industriebahn, dem Vorgänger des heutigen Ausflugszuges „Schluff“, gebracht. Von Krefeld aus geht die Fahrt weiter nach Düsseldorf. Von dort transportiert einen Tag später ein Zug 91 Juden aus dem Landkreis Kempen-Krefeld in das Ghetto von Theresienstadt in Nordböhmen. Die meisten sind über 70 Jahre alt.

Am 21. September 1942 wird die 76jährige Eva Lambertz aus St. Hubert vom tschechischen Theresienstadt in das KZ Treblinka bei Warschau deportiert. Mit demselben Zug fahren die Eheleute Johanna (Anna) und Isidor Hirsch aus Kempen mit. In Treblinka sind sie alle ermordet worden.

Quellen
Zu Eva Lambertz‛ Schicksal s. den Bericht des Kempener Oberinspektors Hubert Brünen über den Verbleib der St. Huberter Juden (Kreisarchiv Viersen, Stadtarchiv Kempen A 2835) und Kreisarchiv Viersen, Nachlass Martens 287. Zu ihrem Aufenthalt in Krefeld teilte Burkhard Ostrowski, Kulturbüro – NS-Dokumentationsstelle Krefeld, folgendes mit: Im Stadtarchiv Krefeld erscheint Eva Lambertz erstmals im Adreßbuch 1893 mit der Adresse Lindenstraße 21 und dem Beruf „Metzgereiinhaberin“. Im Adressbuch 1889 gibt es an der Adresse noch eine Lisette Lambertz, ebenfalls Metzgereiinhaberin. Danach erscheint diese nicht mehr, wahrscheinlich ist sie verstorben oder verzogen. Eva Lambertz erscheint mit identischen Angaben bis zum Adressbuch 1897/98. Im Adressbuch 1899/00 erscheint sie nicht mehr, dafür eine Wilhelmine Lambertz, mit den gleichen Angaben, Lindenstraße 21 und Metzgereiinhaberin. Im Stadtarchiv Krefeld gibt es auch eine Meldekarte von Eva Lambertz (Bestand 26 I/Einwohnermeldekartei Krefeld 1900-1925). Zum Zeitpunkt der Einrichtung der Meldekartei, also um 1900, wohnte sie Lindenstraße 21, als Beruf ist angegeben „Metzgereiinhaberin“. Laut Meldekarte zieht sie dann am 20.06.1907 in das Haus Neußerstraße 44 des Metzgers Heinrich Wihl. Für Wilhelmine gibt es auch eine Meldekarte, mit den gleichen Angaben wie für Eva (1907 Umzug Neußer Straße, 1922 Rückkehr nach St. Hubert). Wilhelmine wurde geboren 27.07.1856 in St. Hubert. – In den folgenden Adressbüchern taucht Eva nicht mehr auf, nur Wilhelmine mit den gleichen Angaben. Erst im Adressbuch für 1914 ist Eva wieder eingetragen. Im Adressbuch für 1920 sind beide Damen mit der Adresse Neußerstraße 44 eingetragen, aber als „Frl.“ Die Metzgerei scheint den 1. Weltkrieg nicht überlebt zu haben.

Beide sind dann am 19.05.1922 wieder nach St. Hubert zurückgekehrt. Dazu im Kreisarchiv Viersen auch die Meldekartei St. Hubert, Abgänge, wonach Eva Lambertz im Mai 1922 von Krefeld nach St. Hubert zog

Literatur
Zu Eva Lambertz s. Hans Kaiser, Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2: Eine niederrheinische Kreisstadt im Krieg (Schriftenreihe des Kreises Viersen 49,2), Viersen 2014, S. 370, 411, 440, 443 f., 468. – Bis vor kurzem hat man angenommen, dass der Transport, der am 21. September 1942 mit Eva Lambertz auch die Eheleute Johanna (Anna) und Isidor Hirsch aus Kempen mitnahm, nach Maly Trostinec ging, etwa zwölf Kilometer südöstlich von Minsk (Kreisarchiv Viersen, KK 11889, 11965; ferner Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, Bd. 1, Bundesarchiv (BArch) Koblenz 1986, S. 18, 104, 312, 584; Bd. 2, S. 1394). Mittlerweile hat jedoch Miroslav Kárný in einem grundlegenden Aufsatz (Das Schicksal der Theresienstädter Osttransporte im Sommer und Herbst 1942, in: Judaica Bohemiae XXIV [1988], S. 82-97) den Blick dafür geöffnet, dass diese Deportation in Treblinka endete.