Eva Falk

Wir erinnern an Eva Falk, die 83 Jahre alt war, als man sie aus St. Hubert auf den Weg in die Vernichtung brachte.

Geboren:           7.1.1859 in Gey bei Düren
Gestorben:        1942 in Treblinka
Opfergruppe:     Jude
Verlegeort:         Aldekerkerstraße 12, Kempen-St.Hubert
Patenschaft:      Familie Westhofen

Eva Falks letzter Wohnort: Das Antonius-Hospital in St. Hubert.
Foto: Kreisarchiv Viersen

Die Vorgeschichte: Am 10. Dezember 1941 sind aus Kempen und St. Hubert zwölf Juden im Alter von sieben bis 63 Jahre in das Getto der lettländischen Hauptstadt Riga deportiert worden. Die offizielle Bestimmung dieser Aktion ist noch nicht die Vernichtung, sondern „Arbeitseinsatz im Osten“. In der Praxis wird das Ergebnis die Ermordung der meisten sein. Außer Kurt Mendel, den die SS in verschiedenen Lagern als Tischler verwendet, kommt von diesem Transport niemand mit dem Leben davon. Nach dieser ersten Deportation befinden sich im Gebiet der heutigen Stadt Kempen noch 16 meist ältere Juden. Zu ihnen gehört Eva Falk.

Eva Falk, geborene Meyer, stammt nicht aus St. Hubert; sie kam am 7. Januar 1859 in Gey im Hürtgenwald bei Düren zur Welt. Ihre Eltern waren der Metzger und Handelsmann Salomon Meyer, geboren 1815 in Gey, verstorben am 17. März 1902 in Gey und begraben in Düren; und Esther Heumann, geboren am 25. März 1816 in Gymnich.

1887 heiratete Eva Meyer den Krefelder Viehhändler Lazarus Falk und wohnte mit ihm in Krefeld, Corneliusstr. 43. Einen gewerblichen Beruf hat sie wohl nicht ausgeübt, sie war, wie damals für die meisten Frauen üblich, Muter und Hausfrau. Die Eheleute hatten zwei Söhne: Den 1889 geborenen Sohn Philipp. Philipp, 1889 geboren, der 1919 nach Hannover ging, und den 1891 geborenen Hermann; er ging 1916 nach Koblenz. Was aus ihnen geworden ist, wissen wir nicht. Am 22. März 1941 starb Eva Falks Mann, 89 Jahre alt. Alt und verwitwet, konnte sie sich nicht mehr selbst versorgen. In Krefeld fand sie aber kein Heim, das sie als Jüdin aufgenommen hätte. Schließlich gelang es der jüdischen Gemeinde Krefeld, ihr einen Pflegeplatz im St. Huberter St. Antonius-Hospital zu beschaffen. Dieses Krankenhaus wurde 1964 aufgelöst; an seiner Stelle liegt heute Haus Drabben am Zanger, eine Einrichtung für das betreute Wohnen geistig behinderter Menschen.

Das St. Huberter Hospital nahm die Jüdin Eva Falk auf, weil es eine katholische Einrichtung war und von katholischen Ordensfrauen, den Klemensschwestern, betrieben wurde. In diesem Haus gab es auch ein Altersheim. Hier wurde Eva Falk am 21. Juni 1941 auf Kosten der jüdischen Gemeinde Krefeld untergebracht.

Anfang Juni 1942 setzt in Deutschland die Deportation der noch im Land verbliebenen älteren Juden ein. Der Abtransport derer, die noch im damaligen Landkreis Kempen leben, soll am 25. Juli erfolgen. Am frühen Morgen des 24. Juli 1942 wird Eva Falk aus St. Hubert nach Kempen gebracht und von dort mit 16 anderen Juden per Eisenbahn weiter zum Schlachthof Düsseldorf-Derendorf. Dort verbringt die alte Frau mit den anderen Deportierten die Nacht und fährt am nächsten Tag in das so genannte „Altersgetto Theresienstadt“. Von den 1013 Menschen, die mit diesem Zug deportiert werden, werden nur 61 überleben. In Kempen und St. Hubert ist allgemein bekannt, dass die noch verbliebenen älteren Juden nach Theresienstadt evakuiert worden sind, wie man die Deportation damals beschönigend nennt.

Der Ort ist ein Durchgangslager in die Vernichtungs-KZ im Osten. Im Frühherbst 1942 setzen die großen Transporte in die Todeslager ein. Am 29. September 1942 wird Eva Falk in das KZ Treblinka im Distrikt Warschau gebracht. Hier wird die 83jährige in der Gaskammer ermordet.

Quellen
Pfarrarchiv St. Hubert: Aufnahmebuch des Hospitals, S. 184 (Hinweis von Vera Meyer-Rogmann, Kreisarchiv Viersen); zur Geschichte des Krankenhauses Jupp Pasch, Das vergessene Spital, Krefeld 2010. Für Mitteilungen über Eva Falks Eltern haben wir dem Leiter des Stadt- und Kreisarchivs Düren, Helmut Krebs, zu danken, der uns die Daten jüdischer Personen aus dem Kreis Düren übermittelte, 2007 gesammelt vom Mitarbeiter des Stadtarchivs Düren Friedel Gaspers. Laut Mitteilung von Burkhard Ostrowski, Kulturbüro – NS-Dokumentationsstelle Krefeld, stammte Eva Falks Ehemann Lazarus Falk aus einer Krefelder jüdischen Familie. Geboren wurde er am 27.10.1856 in Krefeld, dort verstorben 22.3.1941. 1887 heiratete er Eva Meier. Als Witwe von Lazarus Falk zog Eva Falk am 21.6.1941 aus Krefeld nach St. Hubert (Kreisarchiv Viersen KK 11889; Mitteilung von Vera Meyer-Rogmann). 

Literatur
Hans Kaiser, Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2: Eine niederrheinische Kreisstadt im Krieg (Schriftenreihe des Kreises Viersen 49,2), Viersen 2014, S. 439 f., 443, 469.