Wir erinnern an Cezław Maciewski
Geboren: 15.3.1915 in Zinolza / Serps in Polen
Gestorben: 25.10.1941 in Kempen (Schmalbroich)
Opfergruppe: Zwangsarbeiter
Verlegeort: Escheln 1, Kempen-St.Hubert
Verlegedatum: 29.5.2018
Patenschaft: Verein Most
Czeslaw Macijewski wurde am 15. März 1915 in Zinolza/Serps in Polen geboren. Beim Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen im September 1939 wurde er gefangen genommen und im November nach Deutschland gebracht. Hier wurde er im Winter 1940 auf dem Hof des Bauern Hubert Goetzens in St. Hubert, Escheln 5, als „Fremdarbeiter“ eingesetzt.
Auf diesem Hof ist seit 1931 die aus Tönisberg stammende Gertrud B. als Hausangestellte beschäftigt. Sie ist unverheiratet.
Die beiden jungen Leute – sie ist 25, er ein Jahr älter – freunden sich an. Um die Jahreswende 1940/41 wird Gertrud B. schwanger, erwartet ein Kind – von Macijewski, wie sie sagt. Der hat keine Chance, das Verfahren, das die Gestapo jetzt eröffnet, zu überstehen. Am 25. Oktober 1941, morgens um 8:15 Uhr, wird er auf Befehl des Reichsführers der SS, Heinrich Himmler, in Schmalbroich gehängt. Der Hinrichtungsort lag in der Nähe von Haus Velde im Voescher Wald, vielleicht auch bei Steves Busch.
Zur Vollstreckung des Urteils hat die Polizei alle polnischen Fremdarbeiter aus Kempen und Umgebung heranschaffen lassen. Etwa 180 Mann umstehen den mobilen Galgen, den der Hausmeister der Düsseldorfer Gestapo gebaut hat. Unmittelbar vor der Hinrichtung wird das Todesurteil vorgelesen. Der Eindruck auf die Fremdarbeiter ist entsprechend. Im Gemüsebaubetrieb Maria und Jakob Menskes, Krefelder Weg 9, arbeitet der 18jährige Pole Stanislas. Nachdem er von der Hinrichtung zurückgekommen ist, muss er sich mehrfach übergeben.
Nachdem sie im September 1941 eine Tochter geboren hat, wird Gertrud B. im Februar 1942 unter dem Vorwurf festgenommen, mit einem Polen intimen Verkehr unterhalten zu haben. Die Gestapo ordnet eine sechsmonatige Schutzhaft und die Überstellung als politischer Häftling in das Konzentrationslager Ravensbrück an.
Quellen
Macijewskis Todesurkunde s. im Kreisarchiv Viersen: Sterbebuch Kempen 106/1941; eine Notiz über die Vollstreckung eines polnischen Gefangenen… findet sich im Pfarrarchiv St. Hubert 40; Mitteilungen von Gertrud Plenker aus Kempen, Wiesenstraße 38, seinerzeit Sekretärin bei der Kempener Polizei, vom 26.2.2012, wie der Kempener Polizeihauptwachtmeister Ludwig Oberdiek, der die Aufsicht bei der Hinrichtung hatte, nach der Hinrichtung ausführlich über deren Ablauf berichtete; Mitteilungen von Mia Hubbertz aus Kempen, Schirrmannstraße 3, vom 5.9.2011 über die Reaktion der polnischen Gefangenen.
Literatur
Hans Kaiser, Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2: Eine niederrheinische Kreisstadt im Krieg (Schriftenreihe des Kreises Viersen 49,2), Viersen 2014, S. 292 f.; Reinhard Schippkus, Hinrichtungen von Polen bei Kempen in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, in: Heimatbuch des Kreises Viersen 56 (2005), S. 159-175, hier S. 164. Eine Gestapo-Akte über Czeslaw Macijewski hat sich nicht erhalten. Schippkus folgt daher der – von ihm nicht zitierten – Akte über Gertrud B.