An dieser Stelle gedenken wir heute der Kempener Familie Mendel, die vor 75 Jahren Opfer des Nationalsozialismus war.
Wir erinnern an Andreas Mendel
Text zur Verlegung am 15.12.2015
Geschichtskurs des Rhein-Maas-Berufskollegs Kempen (Lehrer Dr. Antonio Liepold)
Andreas Mendel wird am 9. Juli 1892 in St. Hubert geboren, zwei Jahre nach der Entlassung Bismarcks, es regierte Kaiser Wilhelm II. und bis zum ersten Weltkrieg dauerte es noch 14 Jahre.
Sein Vater Alexander heiratet Lisette, geborene Lambertz. Er ist Viehhändler und gibt die Tradition an seinen einzigen Sohn Andreas weiter.
Andreas Mendel zieht nach Kempen und heiratet Paula, geborene Weinberg. Im Jahre 1922 kommt ihr Sohn Kurt und 1924 die Tochter Lieselotte auf die Welt. Die jüdische Familie wohnt in Kempen hier auf der Von-Loe-Straße 14.
Die erste antisemitische Hetze, von der wir in Zusammenhang mit den Mendels wissen, trifft sie im August 1935, als die Hitlerjungend hier an dieser Stelle mit Hassparolen vorbeimarschiert. Drei Jahre später wird die Wohnung der Familie im Zuge der Pogromnacht am 10. November zu großen Teilen zerstört. Am gleichen Tag wird Andreas Mendel durch Kempener Polizisten verhaftet und über Anrath und Duisburg in das KZ Dachau gebracht, wo er bis Dezember bleibt. Er wird entlassen und kommt nach Kempen zurück, wo er – inzwischen enteignet und ohne Vermögen – mit seiner Familie im Haus seines Onkels in der Tiefstraße unterkommt.
Nach weiteren Stationen werden Andreas, seine Frau Paula und der Sohn Kurt zusammen mit anderen Kempener Juden am 11. Dezember 1941 in das Ghetto nach Riga, der Hauptstadt von Lettland, deportiert. Im Angesicht von Massenmorden, Hunger, Krankheit und Tod wird Andreas Mendel, wohl zwischen dem 6. und dem 16. Januar 1942 im Rahmen eines fingierten Kranktransportes ermordet.
Ungewiss ist also der Tag an dem Andreas Mendel von einem lettischen Polizisten erschossen wurde, fern der Heimat, als er auf dem Weg von einer Baracke zum Omnibus war.