Wir erinnern an Andreas Lambertz
Geboren: 12.5.1861 in Kempen
Gestorben: 7.3.1942 in Kempen
Opfergruppe: Jude
Verlegeort: Alte Schulstr.9
Verlegedatum: 18.12.2017
Patenschaft: —–
Andreas Lambertz, in Kempen allgemein Adolph genannt, wurde am 12. Mai 1861 als drittes von acht Kindern der Eheleute Abraham und Caroline Lambertz in Kempen geboren.
Er arbeitete als Viehhändler und besaß Weide-Grundstücke am Oedter Pfad und an der Wiesenstraße, die die Nazis in Horst-Wessel-Strasse umgenannt hatten. Aus dem Nachlass der Eltern erbte er die Häuser Schulstraße 8 und 9. Die Schulstraße 9 war seine letzte freiwillige Wohnstätte. Dort sorgte seine Haushälterin Sofie Buchdahl für den alten Mann. Nach der Pogromnacht am 10. November 1938 traute er sich nicht mehr aus dem Haus. Deshalb bat er einige Kempener Jungen, die in den Hinterhöfen der Schulstraße spielten, ihm seinen geliebten Kautabak bei Tabakwaren Mellen an der Tiefstraße zu kaufen. Auf den Hof hinaus hatte Lambertz ein Fenster, an dem er zu hocken pflegte und so den Jungen unbeobachtet die 20 Pfennig hinausreichen konnte, die ein Päckchen Tabak kostete.
Andreas Lambertz` Häuser Schulstraße 8 und 9 wurden 1939 in die Verwaltung des Kempener Finanzamts überführt. Seinen restlichen Grundbesitz musste er zu einem niedrigen Preis an verschiedene Interessenten verkaufen. Der Erlös kam jedoch auf ein Sperrkonto, so dass er Deutschland nicht verlassen konnte. Im November oder Dezember 1941 musste der 80jährige zu den jüdischen Schwestern Emma, Johanna, Karoline und Magdalena Ajakobi in das so genannte „Judenhaus“ Josefstraße (heute: Heilig-Geist-Straße) 7 ziehen. Diese zusammengepferchten jüdischen Wohngemeinschaften in den „Judenhäusern“ waren eine andere Form des Gettos und eine Vorbereitung auf die Deportation.
Andreas genannt Adolph Lambertz starb am 7. März 1942 in der Josefstraße 7. Er war einer von neun Juden, denen während der NS-Zeit in Kempen ein natürlicher Tod vergönnt war.